Matthias Warnig, der ehemalige Geschäftsführer der Nord Stream AG und Bauverantwortliche der gleichnamigen Gaspipeline, plant laut der Financial Times eine Wiederinbetriebnahme der Pipeline in Europa. Warnig sucht dabei Unterstützung bei US-amerikanischen Investoren, wie aus Quellen der Zeitung hervorgeht.
Warnig beabsichtigt, durch US-Geschäftsleute Kontakte zu Mitgliedern des Umfelds des damaligen US-Präsidenten Donald Trump herzustellen. Regierungsbeamte der Trump-Administration seien über seine Vorhaben informiert und sähen diese als Möglichkeit, die diplomatischen Beziehungen zu Russland zu verbessern, so der Bericht. Von europäischer Seite äußerten Staats- und Regierungschefs verschiedener EU-Länder ihre Besorgnis über diese Entwicklungen.
Die Financial Times berichtet weiter, dass ein von US-Investoren geleitetes Konsortium bereits einen Plan für eine Geschäftsvereinbarung mit dem russischen Energieunternehmen Gazprom entworfen hat, zu dem Nord Stream 2 AG als Tochtergesellschaft gehört. Diese Vereinbarung könnte nach Aufhebung der US-Sanktionen gegenüber Russland realisiert werden.
Allerdings warnte ein ehemaliger US-Beamter in einem Gespräch mit der Zeitung, dass die Übereinkunft zwischen Moskau und Washington wegen der bestehenden EU-Sanktionen gegen Russland eventuell nicht ausreichen könnte, um die Pipeline wieder in Betrieb zu nehmen.
Warnig selbst betonte in einem Statement gegenüber der Financial Times, dass er nicht an Gesprächen mit US-Politikern oder Wirtschaftsführern teilnehme und sich an die von den USA verhängten Restriktionen halte.
Die Nord Stream 2-Pipeline, welche über zwei Leitungen mit einer Gesamtlänge von 1.200 Kilometern von Russland nach Deutschland durch die Ostsee führt, hat eine Kapazität von 55 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich. Der Bau wurde im September 2021 abgeschlossen, und die Vorbereitungen zur Inbetriebnahme waren im Gange, als die deutsche Regierung Anfang 2022 die Zertifizierung stoppte und die US-Behörden Sanktionen gegen Nord Stream 2 AG und Matthias Warnig verhängten.
Nach Explosionen an der Pipeline im September 2022, die der Kreml als Akt des internationalen Terrorismus einstufte, eröffnete die russische Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren. Trotz wiederholter Anfragen Russlands im Ausland wurden Daten zu den Explosionen jedoch nicht übermittelt.
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