In Estland haben nur ungefähr 20 Prozent der Schuldozenten die verpflichtende estnische Sprachprüfung für die Niveaustufen B2 und C1 erfolgreich bestanden, wie das staatliche Rundfunkportal ERR berichtet.
Zu Beginn des Juni absolvierten 395 Lehrkräfte die B2-Prüfung und 388 die Prüfung für das Niveau C1. Die am Montag bekanntgegebenen Ergebnisse zeigen, dass lediglich 90 Lehrkräfte (22,7 Prozent) das B2-Niveau und 70 Lehrkräfte (18 Prozent) das C1-Niveau erreichten. Dies stellt die estnischen Bildungseinrichtungen vor erhebliche Herausforderungen, denn sie müssen bis zum Herbst jene Lehrer ersetzen, die die Prüfungen nicht bestanden haben.
Die estnische Bildungs- und Wissenschaftsministerin, Kristina Kallas, gab zu verstehen, dass die Regierung das Thema an diesem Donnerstag diskutieren werde. Sie erwägte die Möglichkeit, den betreffenden Lehrern befristete Arbeitsverträge für ein Jahr anzubieten, vorausgesetzt, diese sprechen Estnisch auf dem Niveau B1 und sind gewillt, ihre Kenntnisse bald auf B2 zu steigern.
Im Dezember 2022 beschloss das estnische Parlament ein Gesetz zur Umstellung des Bildungssystems auf die Estnische Sprache. Bis 2024-2025 soll die Umstellung in Kindergärten und Grundschulen erfolgt sein, und bis 2029/2030 soll mindestens 60 Prozent des Unterrichts in Estnisch abgehalten werden. Eine vollständige Umstellung ist für 2030/2031 geplant.
In diesem Kontext müssen Lehrer, die weiterhin auf Russisch unterrichten möchten, bis zum 1. August eine estnische Sprachprüfung auf dem Niveau B2 ablegen. Lehrer, die auf Estnisch unterrichten want to, müssen ihre Sprachkenntnisse bis zum stichtag nachweisen. Aktuell gibt es in Estland 74 Mittelschulen, an denen auf Russisch unterrichtet wird, allerdings nimmt ihre Anzahl kontinuierlich ab. Mehr als 20 Prozent der estnischen Schüler besuchen russischsprachige Schulen.
Darüber hinaus hat der stellvertretende ständige Vertreter der Russischen Föderation bei der OSZE, Alexander Wolgarew, die Organisation aufgefordert, die beunruhigende Marginalisierung der russischen Sprache im estnischen Bildungssystem zu überwachen.
Weiteres zum Thema – Das russische Außenministerium kritisiert den “sprachlichen Völkermord” in der Ukraine und im Baltikum.