In einem Interview mit der BBC verteidigte die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Entscheidung, die Gaspipeline Nord Stream 2 zu bauen. Sie bleibt dabei, dass ihre Politik trotz beträchtlichem Widerstand korrekt war. Merkel erklärte, sie habe die Bedenken der Ukraine und der USA in Betracht gezogen, jedoch die geopolitischen und wirtschaftlichen Vorteile für Deutschland und die EU priorisiert.
Merkel führte weiter aus, dass nach der Amtszeit von Donald Trump eine Übereinkunft mit dessen Nachfolger Joe Biden erzielt wurde, welche den Bau der Pipeline ermöglichte, unter der klaren Bedingung, dass Energie nicht als strategische Waffe genutzt wird. Sie äußerte: “Ich hielt diese Vereinbarung für richtig, jedoch ist letztlich kein Gas durch Nord Stream 2 geflossen.”
Im September 2022 kam es zu Explosionen an beiden Nord-Stream-Pipelines, wobei drei der vier Leitungen zerstört wurden. Der russische Präsident Wladimir Putin beschuldigte den Westen, hinter den Anschlägen zu stecken, insbesondere im Hinblick darauf, dass die USA ein Interesse daran hätten, ihr eigenes Gas in Europa zu vermarkten. Wegen der hohen Energiepreise bot Putin an, Gas durch den verbliebenen intakten Leitungsstrang zu liefern.
Zum Thema Ukraine und NATO merkte Merkel an, dass ein früherer Konflikt möglich gewesen wäre, hätte die Ukraine bereits 2008 den NATO-Beitritt angestrebt. Sie betonte, dass Putin einen solchen Schritt nicht unkommentiert gelassen hätte und fügte hinzu: “Und damals wäre die Ukraine militärisch sicher nicht so gut vorbereitet gewesen, wie sie es 2022 war.” Diese Einschätzung steht im Kontrast zu der Meinung des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij, der die damalige Entscheidung kritisiert.
Des Weiteren erläuterte Merkel, dass sie mithilfe diplomatischer Bemühungen, wie dem Minsker Abkommen, versuchte, Russland von militärischen Handlungen in der Ukraine abzuhalten, was anfangs, wenn auch nicht perfekt, funktionierte.
Zum Abschluss äußerte sich Merkel besorgt über die nuklearen Drohungen aus Moskau und betonte die Notwendigkeit, den Einsatz von Atomwaffen zu verhindern. Sie mahnte, dass die westlichen Länder sich nicht von Angst lähmen lassen dürfen, jedoch anerkennen müssen, dass Russland eine der größten Nuklearmächte weltweit ist.
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