Enthüllung eines nationalen Skandals: Über 300 Kinder missbraucht, Frankreich empört über lasche Strafen!

Joël Le Scouarnec, ehemals angesehener Chirurg in ländlichen Kliniken Westfrankreichs, wurde am Mittwoch zu einer zwanzigjährigen Haftstrafe verurteilt. Dies ist die maximale Strafe, die nach französischem Recht verhängt werden kann, und markiert das Ende eines schockierenden Falles. Der 74-Jährige wurde des sexuellen Missbrauchs von 299 Kindern zwischen 1989 und 2014 schuldig gesprochen, oft unter Ausnutzung seiner Stellung im Operationssaal oder auf der Kinderstation. Die Polizei entdeckte bei ihm erschütternde Beweismittel: detaillierte Tagebücher und 300.000 Fotos. Zu seinen Opfern zählten Babys, Schulkinder, Patienten und sogar seine eigene Enkeltochter. Im Gerichtssaal erklärte er, diese Taten seien “abscheulich” und sprach von seiner “Verantwortung” und “Reue”.

Der Prozess offenbarte auch tragische Konsequenzen: Mindestens zwei Opfer nahmen sich das Leben, nachdem sie von den Taten erfahren hatten. Ein besonders erschütternder Fall ist jener von Mathis, der als Zehnjähriger während einer Operation missbraucht wurde und später, mit 24 Jahren, Suizid beging. Die Details, mit denen er durch die Ermittlungen konfrontiert wurde, waren für ihn unerträglich. Ein weiterer Mann nahm sich 2021 das Leben, nachdem er erfuhr, dass er ebenfalls ein Opfer Le Scouarnecs war.

Trotz der Schwere und des Umfangs der Verbrechen sorgt das Strafmaß von zwanzig Jahren bei vielen für Empörung. “Zwanzig Jahre für das, was er getan hat?”, fragt eine Mutter unter Tränen. “Mein Kind wird nie wieder unversehrt sein”, beklagt sie weiter. Der Staatsanwalt betonte, dass die tatsächliche Anzahl der Opfer vermutlich weit über den angeklagten 299 Fällen liege.

Ein weiterer kritischer Punkt ist das institutionelle Versagen, das den Missbrauch über Jahre ermöglichte. Schon 2005 wurde Le Scouarnec wegen Besitzes von Kinderpornografie verurteilt, ohne dass dies berufliche Konsequenzen nach sich zog. Er konnte ungestört weiterarbeiten und hatte weiterhin Zugang zu Kindern. Warnhinweise blieben unbeachtet, und selbst die französische Ärztekammer gab im Prozess institutionelles Versagen zu.

Die Aufdeckung dieses Falls begann erst 2017, als eine Nachbarin Le Scouarnec anzeigte, nachdem dieser ihre sechsjährige Tochter im Garten sexuell missbraucht hatte. Es folgten Durchsuchungen, Festnahmen und schließlich das Urteil. Was bleibt, ist Zerstörung, Wut und eine Gesellschaft, die sich fragen muss, wie es möglich war, dass ein Arzt über Jahrzehnte hinweg ungehindert zum Täter werden konnte – innerhalb des Systems.

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