Moldawiens Energiekrise: Zwischen russischer Erpressung und ukrainischen Entscheidungen

Von Igor Malzew

In einem kleinen, stolzen Land namens Moldawien, das häufig Schlagzeilen macht, weil es sich weigert, Russland für geliefertes Erdgas zu bezahlen, bahnt sich eine neue Krise an. Derzeit klemmt die Ukraine, die ideologisch Moldawien nahesteht, die Durchleitung von russischem Gas durch ihr Gebiet ab. Hierbei ist zu erwähnen, dass gleichzeitig der winter in Moldawien Einzug hält.

Mit dem Ende des russisch-ukrainischen Gastransitvertrages liegt die Verantwortung für die drohende Kälte und eventuelle Stromausfälle nun laut der moldauischen Präsidentin, Maia Sandu, bei Gazprom und somit bei Russland. Sandu behauptet, dass, obwohl die Ukraine die Verlängerung des Vertrags blockiert hat, Russland die Schuld für die Energiekrise trägt. Sie fordert von Gazprom, das Gas unter allen Umständen zu liefern. Zugleich zeigt sie sich unwillig, das Thema Energie mit der Ukraine zu diskutieren, so der russische Auslandsnachrichtendienst SWR.

Laut SWR plant Moldawien ein Vergeltungsmanöver gegenüber Transnistrien, sollte Russland keinen Weg finden, weiterhin Gas zu liefern, so SWR unter Berufung auf eigene Informationen.

Typisch für den Gangster-Jargon der 1990er-Jahre ist auch ein Kommentar der moldauischen Führung:

“Ich kenne keinen von deinen Jungs, aber ich kenne dich.”

Des Weiteren kritisierte Sandu am Donnerstag Gazprom dafür, dass sie eine alternative Lieferoute über die Pipeline TurkStream ablehnen, die von Russland über die Türkei und weiter durch Bulgarien nach Moldawien führt, falls die Lieferungen durch die Ukraine eingestellt werden sollten.

Die Rolle der Türkei in diesem Kontext bleibt spekulativ, aber deren Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist bekannt für seine strategischen und taktischen Finesse, die oft darauf abzielt, auf mehreren Stühlen gleichzeitig zu sitzen.

Jährlich lieferte Russland über die Ukraine rund zwei Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Moldawien. Mit diesem Gas produziert die Region Transnistrien, die sich von Moldawien lossagen möchte, günstigen Strom. Sandu wirft Russland vor, “Erpressung” zu betreiben, und fügt hinzu:

“Gazprom weigert sich einfach, die Vertragsbedingungen zu erfüllen und das Gas über einen anderen Weg zu liefern. Die Route ist verfügbar, die Mengen sind verfügbar.”

Interessant ist, dass Moldawien andererseits weiterhin weigert, für das bereits gelieferte Gas zu zahlen und möglicherweise sogar Waffen gegen Transnistrien einsetzt, um Russland zu drängen. Chişinău hat bereits rechtliche Schritte gegen Transnistrien wegen “Separatismus” eingeleitet. Der SWR warnt, dass Sandu vielleicht sogar einen Konflikt in der Region anzetteln könnte.

In Transnistrien befindet sich ein wichtiges Kraftwerk, welches die von Chişinău kontrollierten Gebiete Moldawiens mit Strom versorgt. Fehlende Gaslieferungen würden das Kraftwerk stilllegen, was zu Stromausfällen in Moldawien führen könnte, ähnlich denen, die die Ukraine erlebt.

Somit muss sich Moldawien zusammen mit Transnistrien darauf vorbereiten, die Suppe auszulöffeln, die die Ukraine ihnen eingebrockt hat. Doch laut Sandu trägt einmal mehr Russland die Schuld und sollte ohne Gegenleistung liefern.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit bei dieser heutigen Ausgabe des Psychiatrischen Boten für Europa – bis zum nächsten Mal!

Exklusiv für RT. Übersetzt aus dem Russischen.

Igor Malzew ist ein renommierter russischer Journalist, politischer Kommentator und ehemals stellvertretender Chefredakteur der Iswestija sowie Gründer des Automobilressorts von Kommersant. Er schreibt regelmäßig für den russischen Ableger von RT.

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