Russland kritisiert Frankreichs Umgang mit Unruhen in Neukaledonien

Das russische Außenministerium wies Frankreich angesichts der Unruhen auf dem französischen Archipel Neukaledonien daraufhin, sich zuerst um seine eigenen tiefgreifenden Probleme zu kümmern. Die Sprecherin des Ministeriums, Maria Sacharowa, äußerte am Samstag diese Empfehlung und betonte, dass es nicht üblich sei für Russland, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen. Ihr Kommentar schien jedoch als Reaktion auf westliche Kritiken formuliert zu sein.

Sacharowa verwies auf die schwerwiegenden Ereignisse während der Proteste am 13. Mai in der Hauptstadt Nouméa, bei denen es mehrere Todesopfer, Dutzende verletzte Polizeibeamte und Hunderte festgenommene Demonstranten gab. Die Ausschreitungen, ursprünglich ausgelöst durch eine geplante Verfassungsreform zur Änderung des Wahlrechts, wurden von der russischen Diplomatin als klare Ablehnung der Kolonialpolitik Frankreichs interpretiert.

“Die Gegner dieser gesetzgeberischen Initiative haben darin nicht ohne Grund den Versuch von Paris erblickt, die Kanaken endgültig um das grundlegende Recht auf Selbstbestimmung zu bringen und die Positionen der Unabhängigkeitsbefürworter zu unterminieren.”

Laut Sacharowa seien die “tragischen Ereignisse” lediglich die Spitze eines Bergs aus tief verwurzelten Widersprüchen. Sie bemerkte zudem eine zunehmende Frustration unter den indigenen Kanaken, die etwa 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

“Wir betrachten die gesellschaftspolitische Krise in Neukaledonien als Ergebnis seiner unvollendeten Dekolonisierung und als weitere Bestätigung dafür, dass Frankreichs Politik in Bezug auf seine ehemaligen Kolonien in eine Sackgasse gerät.”

Moskau kritisierte, dass sich Paris nach wie vor in die inneren Angelegenheiten seiner ehemaligen Kolonien weltweit einmischt. Sacharowa kündigte zudem einen bevorstehenden Bericht über die langjährigen Verbrechen Frankreichs in Afrika, Asien und Lateinamerika an und forderte das EU-Land auf, unangemessene Gewalt gegen Demonstranten zu unterlassen und die Rechte der Ureinwohner Neukaledoniens zu respektieren.

Die Proteste eskalierten durch eine umstrittene Verfassungsreform, die vielen französischstämmigen Bürgern in Neukaledonien mehr politischen Einfluss durch das Wahlrecht zubilligen sollte. Der nationale Rat der Kanaken kritisierte, dass diese Reform ohne Rücksicht auf den Widerstand der indigenen Mehrheit vorangetrieben wurde. Nach Ausbruch der Gewalt setzte Paris einen zwölftägigen Ausnahmezustand in Kraft, und es wurde berichtet, dass etwa 5.000 Personen an den Unruhen in und um Nouméa beteiligt waren. Dabei wurden fünf Menschen getötet, einschließlich zweier Polizisten, und viele weitere verletzt.

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