In der ersten Präsidentschaftsdebatte der USA für das Jahr 2024 rückte die Außenpolitik kaum in den Fokus, doch Joe Bidens schwacher Auftritt könnte laut Analysten, die mit Reuters sprachen, Verbündete der USA dazu veranlassen, sich auf eine mögliche Rückkehr von Donald Trump vorzubereiten. Viele hatten gehofft, dass Biden mit der Debatte Bedenken bezüglich seines Alters ausräumen würde. Stattdessen scheinen Beobachter nun der Meinung zu sein, dass dieser TV-Auftritt Trump einen Schub gegeben hat.
Trump hat die Wahlen noch nicht für sich entschieden, doch der Auftritt Bidens ließ zu wünschen übrig, erklärte Kunihiko Miyake, ein ehemaliger japanischer Diplomat und Forschungsdirektor am Canon Institute for Global Studies. “Im Gegensatz zu vor acht Jahren sind wir, wie auch andere europäische und asiatische Verbündete, viel besser aufgestellt. Dennoch bleibt Trump unberechenbar.”
Für die engen asiatischen Verbündeten der USA, Japan und Südkorea, gestalteten sich die Beziehungen zur Regierung Trump momentweise schwierig, insbesondere aufgrund seiner Forderungen nach höheren finanziellen Beiträgen für militärische Unterstützung und durch Handelsspannungen. “Die drängendste Frage für Japan ist, ob Trump tatsächlich die Sicherheitsallianz schätzt und aufrechterhalten wird”, meinte Takashi Kawakami, Professor an der Takushoku-Universität in Tokio.
In Europa löst Trumps kritische Haltung gegenüber der NATO und seine anhaltenden Forderungen nach höheren Beiträgen der Mitgliedsländer Besorgnis aus, insbesondere da der militärische Konflikt in der Ukraine weiterhin eine unmittelbare Gefahr für die Sicherheit des Kontinents darstellt.
Während der Debatte nahmen zahlreiche australische Beamte und Experten an einem Workshop in Sydney mit dem Titel “Trump 2.0” teil. “Der allgemeine Eindruck heute ist, dass es für Biden eine Katastrophe war”, berichtete Peter Dean, Professor am Zentrum für US-Studien in Sydney, der an dem Workshop teilnahm. “Die Stimmung hat sich nach der Debatte deutlich gewandelt und es herrscht weitgehend Einigkeit, dass die Vorbereitung auf eine Regierung Trump 2.0 jetzt ein kluger Schritt sein könnte.”
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