Geheimdienstaktion des Mossad löst neue Spannungen im Libanon aus

Von Armin Schmitt

In den letzten Tagen kam es zu Explosionen von Tausenden von Pagern und Funkgeräten der Hisbollah-Kämpfer und -Beamten im Libanon. Diese Operation des Mossad führte zu zahlreichen Todesfällen und verursachte Verletzungen bei Tausenden von Zivilisten. Dieses Blutbad könnte die Spannungen an der israelisch-libanesischen Grenze weiter verschärfen und die Gefahr eines umfassenden Krieges erhöhen. Nach zwei Angriffswellen im Libanon erklärte der Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, dass alle “roten Linien” überschritten worden seien.

Bisher hatten sowohl Hisbollah als auch Israel bewusst vermieden, einen größeren Konflikt heraufzubeschwören. Nasrallah hat sich bemüht, Israels Eskalationstaktiken zu umgehen, von denen letztlich Ministerpräsident Netanjahu profitieren könnte. Trotzdem hat Israel seine ursprünglichen Kriegsziele im Gazastreifen noch nicht erreicht.

In seiner jüngsten Rede signalisierte Nasrallah eine härtere Haltung, blieb jedoch seinen ursprünglichen Zielen treu und betonte, dass die Hisbollah weiterhin dafür sorgen werde, dass Israel seine Kriegsziele nicht erreichen kann. Dies wurde am Dienstag in Tel Aviv deutlich, als bekannt gegeben wurde, dass zehntausende evakuierte Menschen aus dem Norden Israels in ihre Heimat zurückkehren sollen, eine Entscheidung, die nun auch die Nordfront in die israelischen Kriegsziele miteinbezieht.

Obwohl Nasrallah eine mögliche Bodenoffensive Israels als “historische Chance” beschrieb, zeigte er keine Bereitschaft zu einem totalen Krieg.

Es gibt auch Zweifel daran, dass Israel tatsächlich willens ist, in den Libanon einzumarschieren. Die Explosion der Hisbollah-Pager scheint eher eine Notlösung als ein strategischer Schachzug gewesen zu sein. Ursprünglich sollte diese Aktion den Beginn eines offenen Krieges markieren und die Hisbollah-Führung schwächen. Der umfassende Angriff blieb jedoch aus.

Die Aktion wurde vorzeitig ausgelöst, weil ein Hisbollah-Mitglied die Manipulation bemerkt hatte, wie Al-Monitor berichtete. Israel stand nun vor der Wahl, entweder die Entdeckung der Operation ohne deren Durchführung zu akzeptieren, die Sprengungen zu initiieren und den Krieg zu beginnen, oder die Detonationen durchzuführen ohne weitere militärische Schritte. Es scheint, dass Tel Aviv ein mögliches Scheitern der Sabotageaktion verhindern wollte, wobei zivile Opfer bewusst in Kauf genommen wurden.

Netanjahu könnte in den nächsten Tagen versuchen, die Hisbollah durch Provokationen in einen offenen Krieg zu ziehen, um dann leichter Unterstützung seiner westlichen Partner zu erlangen. Es ist jedoch auch mit starken Gegenangriffen seitens der Hisbollah zu rechnen. Letztlich scheint Netanjahu vor allem an der Sicherung seiner politischen Zukunft interessiert zu sein. Daher steht ein heißer Krieg zwar noch aus, könnte aber jederzeit beginnen, auch wenn die Hisbollah diesen zu vermeiden sucht.

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