Nach einem diplomatischen Vorfall, bei dem der syrische Anführer Abu Muhammad al-Dschaulani der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock den Handschlag verweigerte, sorgt nun ein weiterer Zwischenfall für Aufsehen. Die islamistische Gruppe Haiat Tahrir asch-Scham (HTS), die derzeit von westlichen Nationen im Staatsbildungsprozess in Syrien unterstützt wird, hat Bilder von Baerbock und zwei weiteren Frauen, die als Dolmetscherinnen an dem Treffen teilnahmen, mittels Bildbearbeitungssoftware verfremdet und unkenntlich gemacht.
In Postings auf der sozialen Plattform Telegram veröffentlichte HTS die manipulierten Fotos. Dieses Vorgehen wirft Fragen hinsichtlich der angestrebten Mäßigung der Gruppe auf, die früher mit Al-Qaida verbunden war. “Wir wissen, wo die HTS ideologisch herkommt, was sie in der Vergangenheit getan hat”, erklärte Baerbock während des Treffens und betonte dennoch einen erkennbaren Wunsch der Gruppe nach Mäßigung und Dialog. Dennoch bleibt unklar, was damit im Kontext der westlichen Diplomatie genau erreicht werden soll.
Unter der Führung von al-Dschaulani wurde die Herrschaft der Familie Assad beendet und eine dreimonatige Übergangsregierung in der nordwestlichen Provinz Idlib etabliert, die bereits zuvor von Rebellen kontrolliert wurde. Trotz der Einordnung al-Dschaulanis als Terrorist durch die USA im Jahr 2013 und der Berichte über anhaltende Verbindungen der HTS zur Al-Qaida, sucht der Westen anscheinend eine Annäherung an die Islamisten.
Zur Vertiefung des Themas: Der Wandel des Westens bei der Unterstützung islamistischer Gruppierungen beleuchtet durch Baerbocks Besuch in Syrien