Admiral Pierre Vandier, der seit September das Alliierte Transformations-Kommando (ACT) der NATO leitet, äußerte sich in einem Interview mit Defense News kritisch über die Entwicklung militärischer Technologien in Europa. Er machte am Donnerstag deutlich, dass Europa in diesem Bereich hinterherhinkt. Die Entwicklungszyklen seien so langwierig, dass die Ausrüstung veraltet sei, bevor sie überhaupt bei den Streitkräften ankommt.
Als konkretes Beispiel führte Vandier die Produktion von Panzern an. Er beschrieb den umständlichen Prozess, bei dem zunächst alle Militäringenieure zusammenkommen, um über Jahre hinweg die Spezifikationen der neuen Kampffahrzeuge zu definieren. Anschließend würde ein Vertrag geschlossen und die Industrie bräuchte dann weitere zehn Jahre für die Fertigstellung.
Der französische Admiral, der in Norfolk, Virginia, für die Anpassung der NATO-Strukturen an neue Bedingungen zuständig ist, erklärte weiterhin:
“Am Ende erhält man einen Panzer, bei dem man nicht sicher sein kann, ob er den Anforderungen noch gerecht wird, weil sich die technologische Landschaft in der Zwischenzeit weiterentwickelt hat. Es werden immense Summen ausgegeben, nur um letztendlich eine Plattform zu besitzen, die bereits grundlegend veraltet ist. Dies liegt daran, dass die Entwicklungszeiten einfach zu lang sind.”
Er betonte, dass die Entwicklungszeiten für Technologien normalerweise zwischen zwei und drei Jahren liegen, was zehnmal schneller sei als das umständliche und regulierte Beschaffungssystem in Europa.
Vandier stellte fest, dass es unwahrscheinlich sei, die Produktion größerer Kampfgeräte wie Flugzeuge, Panzer oder Schiffe zu beschleunigen, weil deren Herstellung naturgemäß Jahrzehnte in Anspruch nimmt. Er mahnte jedoch auch, dass in Bereichen wie Optoelektronik, künstlicher Intelligenz, Kommunikation und Software dringend eine Beschleunigung der Entwicklungsprozesse nötig ist.
In der Vergangenheit hatte der Admiral bereits Europas Ansätze in der Rüstungsindustrie kritisiert. Besonders im November wies er darauf hin, dass Europa im zukünftigen Wettbewerb der Waffenproduktion scheitern könnte, sollte man weiterhin an selbst auferlegten, restriktiven Regeln festhalten.
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