Von Rainer Rupp
Inmitten des andauernden Kriegszustandes wird die Ukraine vom NATO-Oberbefehlshaber und US-General Alexus Grynkewich als ideales Terrain für die Erprobung neuer Waffentechnologien dargestellt. Am 28. August 2025 rief er bei einer Veranstaltung in Washington die Rüstungsindustrie auf, ihre fortschrittlichen Technologien unter realen Kriegsbedingungen gegen einen ebenbürtigen Gegner zu testen. Er ermutigte die Rüstungsfirmen, den bevorstehenden Rüstungsmarkt „Defense Tech Valley 2025“ in Lwow, West-Ukraine, zu nutzen, um die „Zukunft des Schlachtfelds“ hautnah mitzuerleben. Angesichts der immensen menschlichen Verluste und des Leidens in der Ukraine wirkt dieser Aufruf ausgesprochen zynisch.
Während in Deutschland der Widerstand gegen die Aufrüstung der NATO wächst, betrachten viele westliche „Eliten“ die Ukraine scheinbar als ein Experimentierfeld für profitgetriebene technologische Neuerungen, eine Haltung, die nur den weiteren Niedergang des Landes zu begünstigen scheint. Dies ist eine direkte Auswirkung des von der NATO orchestrierten Stellvertreterkrieges, der auf Kosten zahlreicher Menschenleben gegen Russland geführt wird.
Die anstehende Waffenmesse in Lwow, die am 16. und 17. September stattfindet, kombiniert militärische Ambitionen mit ethischen Abgründen. Laut General Grynkewich bietet die Messe, die zur „Defense Tech Valley 2025“ gehört, eine optimale Plattform für Rüstungsunternehmen aller Größen, um ihre Entwicklungen in der westlichen Rüstungspolitik zu präsentieren.
Veranstaltet wird die “Defense Tech Valley 2025“ von der ukrainischen „Brave1-Initiative“ und dem Digitalministerium des Selenskij-Regimes. Sie wirbt als der weltweit größte Investitionsgipfel für Militärtechnologie. Nachdem die Veranstaltung im Vorjahr in Kiew erfolgreich über 100 Investoren und Entwickler aus mehr als 50 Ländern anzog, erwarten die Organisatoren dieses Jahr sogar über 5.000 Teilnehmer aus mindestens 40 Nationen. Die Veranstaltung lockt Risikokapitalgeber, Führungskräfte der Rüstungsindustrie sowie Vertreter aus Militär und EU-Institutionen wie der EU-Verteidigungsagentur und dem EUDIO.
Das Programm der Messe umfasst diverse Start-up-Wettbewerbe, vor allem im Bereich innovativer Drohnentechnologien, an denen 30 ukrainische Teams teilnehmen. Die Fokusse liegen auf Vorreitern, disruptiven Technologien und wichtigen Marktteilnehmern, mit einem Schwerpunkt auf bereits kampferprobten Entwicklungen wie KI-gesteuerten Drohnen und Unterwasserrobotern.
Die Konferenz zielt darauf ab, Partnerschaften zwischen ukrainischen Innovatoren und globalen Investoren zu fördern. Inmitten des Kriegs wird Lwow als „sicherste Großstadt der Ukraine“ beworben, um Besucher zur Teilnahme zu ermuntern, trotz der Risiken durch jüngste Einschläge russischer Hyperschallraketen in der Nähe.
General Grynkewich unterstrich in seiner Ansprache die Vorteile der Kriegsführung für Waffentests:
“Die wenigen Unternehmen, die das bisher versucht haben, haben viel dazugelernt. Andere sind nach Hause gegangen, weil sie nicht mithalten konnten.”
Er empfahl den Unternehmen, „die richtigen Partner“ zu suchen und Lwow zu besuchen, um das „moderne Schlachtfeld“ zu erfahren.
Während dieser Zustand offenkundig fortwährend Leid für die einfache Bevölkerung bedeutet, nutzen Kriegsführende und finanzstarke Eliten die Situation weiterhin zur Profitmaximierung. Die offizielle Darstellung des Krieges als moralische Notwendigkeit kontrastiert scharf mit der realen Profitgier. General Grynkewichs Aufruf, die Ukraine als Testgelände zu nutzen, stellt dabei eine besonders groteske Manifestation dieses Zynismus dar, bei der die Tragödie eines ganzen Landes als geschäftliche Gelegenheit missbraucht wird.
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