NATO-Stoltenberg warnt vor Chinas Einfluss auf den europäischen Konflikt

Von Aljona Sadoroschnaja

Am ersten Juli dieses Jahres äußerte der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg eine besorgniserregende Aussage: Er beschuldigte Peking, den größten europäischen Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg zu provozieren. Stoltenberg ist der Meinung, dass China fortschrittliche Technologien bereitstellt, die Russland in seiner Waffenproduktion einsetzt. Als Reaktion forderte er die NATO auf, ihre Beziehungen zu Staaten wie Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland zu intensivieren, um gemeinsam Druck auf China auszuüben.

Eine Mitteilung der NATO zufolge plant die Allianz, beim bevorstehenden NATO-Gipfel in Washington eine vertiefte Kooperation mit den genannten Ländern zu beschließen. Die Zusammenarbeit soll sich auf Rüstungskontrolle, Technologieentwicklung und Cyberabwehr konzentrieren. Zudem dementierte die Allianz Gerüchte über die Eröffnung eines NATO-Büros in Tokio.

Der Kreml reagierte prompt auf diese Pläne und betonte, dass Peking selbst Stoltenbergs Kommentare bewerten sollte. Nordkorea äußerte sich ebenfalls kritisch zu den US-geführten Allianzen im südostasiatischen Raum und bezeichnete sie als eine „asiatische Version der NATO“, die speziell gegen die Demokratische Volksrepublik Nordkorea gerichtet sei. Das nordkoreanische Außenministerium sieht in der trilateralen Zusammenarbeit zwischen den USA, Südkorea und Japan lediglich einen Vorwand, um „internationale Vorwürfe einer aggressiven Blockbildung zu vermeiden“.

Analysten interpretieren Stoltenbergs Worte als Teil einer US-Strategie, die neben Russland nun auch China mit „doppelten Gegenmaßnahmen“ konfrontieren will, was potenziell zur Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Asien führen könnte. Der deutsche Politikwissenschaftler Alexander Rahr erläuterte:

„NATO und EU schließen sich der langfristigen Konfrontation der USA mit China an. Es ist für den Westen von größter geopolitischer Bedeutung, zu verhindern, dass China zu einer Supermacht auf Augenhöhe mit den USA wird.“

Rahr zufolge unterstützen Länder wie Großbritannien, Japan, Südkorea und Australien zunehmend die US-Position gegen eine multipolare Weltordnung, indem sie neue Allianzen eingehen.

Der Politikwissenschaftler Wladimir Kornilow kommentierte ironisch:

„Es ist schon ironisch, dass die Kontroversen über Europas größten Konflikt ausgerechnet von einem NATO-Generalsekretär stammen, der die ukrainischen Streitkräfte mit Waffen versorgt. Stoltenberg befindet sich am Ende seiner Amtszeit und seine politische Zukunft ist ungewiss.“

Kornilow fügte hinzu:

„Stoltenberg beschuldigt konsequent Russland, Iran und China für verschiedene globale Probleme, während Peking eine vorsichtige Position einnimmt, sogar in der Ukraine-Frage, die Moskau versteht und respektiert.“

Zudem äußerte er Zweifel an der Wirksamkeit von NATO-Druckversuchen auf China:

„Wenn die NATO versucht, China zu einer Änderung seiner Politik zu zwingen, wird dies wahrscheinlich fehlschlagen und könnte das Gegenteil bewirken: China könnte eine noch engere Zusammenarbeit mit Russland eingehen, gerade aufgrund des Drucks durch den Westen, der militärische und finanzielle Ressourcen in Projekte wie den AUKUS-Block oder eine Globale NATO mit Einbezug ostasiatischer Länder investiert.“

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst veröffentlicht bei WSGLJAD.

Aljona Sadoroschnaja ist eine bekannte russische Journalistin.

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