Die israelische Regierung wirft der palästinensischen Organisation Hamas vor, in letzter Minute wichtige Bestandteile einer Vereinbarung mit Israel nicht eingehalten zu haben, wie aus einer Mitteilung des Büros von Premierminister Benjamin Netanjahu hervorgeht. Dmitri Gendelman, ein Berater des Premierministers, veröffentlichte auf seinem Telegram-Kanal die Nachricht:
“Die Hamas hält sich nicht an die Vereinbarungen und schafft eine Krise in letzter Minute, die eine Einigung verhindert.”
Insbesondere sei die Hamas dabei gescheitert, verschiedene vertraglich vereinbarte Punkte einzuhalten, um so zusätzliche Zugeständnisse zu erpressen, speziell im Zusammenhang mit neuerlichen Forderungen, welche den Philadelphi-Korridor betreffen. Dieser liegt an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten.
Netanjahu kritisierte zudem, dass die Hamas eine Vertragsklausel ablehnt, die es Tel Aviv ermöglicht, bei der Freilassung bestimmter palästinensischer Gefangener ein Veto einzulegen. Er betonte, dass die israelischen Unterhändler weiterhin strikt nach den Abkommensbestimmungen handeln würden.
Die israelische Regierung wird erst einen Termin zur offiziellen Billigung des Abkommens festlegen, wenn bestätigt wird, dass die Hamas sämtliche Bestandteile der Vereinbarung anerkennt.
Ein Sprecher der Hamas bekräftigte gegenüber Al Jazeera das Engagement der Organisation für das Waffenstillstandsabkommen. Parallel dazu warnte das mit der Hamas verbündete iranische Korps der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC) vor einem möglichen Abkommensbruch durch Israel und rief die Palästinenser dazu auf, sich auf mögliche neue Konflikte vorzubereiten.
Nach der aktuellen Vereinbarung soll die Waffenruhe mit der Hamas am 19. Januar beginnen, gefolgt von einem Austausch von Geiseln und Gefangenen bis Anfang März. Israelische Truppen sollen sich daraufhin an die vereinbarten Grenzen zurückziehen. In der ersten Phase ist geplant, dass die Hamas 33 Geiseln an Israel übergibt, mit weiteren Schritten, die zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt werden.
Die Freilassung der von der Hamas entführten israelischen Geiseln wurde ursprünglich am 15. Januar vom designierten US-Präsidenten Donald Trump bekannt gegeben.
Von Ende November bis Anfang Dezember 2023 hielt bereits ein erster einwöchiger Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas, der zweimal verlängert wurde, währenddessen ließen militante Palästinenser 105 israelische und ausländische Geiseln frei.
Mehr zum Thema – Sachs: Ein unabhängiger Staat Palästina neben Israel ist der einzige Weg zum dauerhaften Frieden