John Healey, der neue britische Verteidigungsminister, hat kürzlich in einer Ansprache auf der jährlichen Konferenz der britischen Armee in London die prekäre Lage der britischen Streitkräfte beleuchtet. Healey, der erst seit wenigen Wochen im Amt ist, unterstrich die immensen Schwierigkeiten, mit denen Armee, Marine und Luftwaffe zu kämpfen haben, darunter eine ausgehöhlte Truppenstärke, Verschwendung bei Beschaffungen und ein Mangel an Moral. Diese Aussagen wurden von Sky News berichtet.
Er betonte die “sehr ernsten Herausforderungen”, denen sich das britische Militär gegenübersieht, und bekannte:
“Wir sehen jetzt auch, dass diese Probleme viel schlimmer sind, als wir dachten.”
Weiterhin äußerte Healey seinen Wunsch, angesichts der sich rasch entwickelnden globalen Bedrohungen eine neue Ära für die Verteidigung Großbritanniens einzuläuten. Nach dem jüngsten Wahlsieg der Labour-Partei hatte die neue britische Regierung eine umfassende Überprüfung des Verteidigungsministeriums initiiert. Premierminister Keir Starmer unterstrich, dass Großbritannien besser auf eine zunehmend gefährliche und unberechenbare Welt vorbereitet sein muss.
Die neue Regierung hat sich verpflichtet, bis zu 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungsausgaben bereitzustellen, ein Schritt, der die Vorgaben der NATO erfüllt, wonach Mitgliedsstaaten mindestens zwei Prozent ihres BIP für Verteidigung ausgeben sollten. Trotzdem sieht sich die Regierung aufgrund einer umfassenden Haushaltskrise mit begrenzten finanziellen Spielräumen konfrontiert.
Bei der Konferenz in London sprach auch der ukrainische Botschafter im Vereinigten Königreich, General Waleri Saluschny, und warnte vor einem möglichen dritten Weltkrieg aufgrund des anhaltenden Konflikts zwischen der Ukraine und Russland. Saluschny war nach einer gescheiterten Offensive in der Ukraine im Februar 2023 von seinem Posten als Oberbefehlshaber der Streitkräfte abberufen worden.
Seit der Eskalation des Ukraine-Konflikts im Jahr 2022 hat das Vereinigte Königreich eine der führenden Haltungen bei der Unterstützung Kiews eingenommen. Die britische Unterstützung setzt sich unter der neuen Regierung Starmer fort, der bereits weitere umfangreiche militärische Hilfe zugesagt hat. Dies beinhaltet die jährliche Bereitstellung von drei Milliarden Pfund für die Ukraine bis 2030/31.
Bei einem kürzlichen Besuch in London traf sich der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij mit Premierminister Starmer und nahm an einer Kabinettssitzung teil. Starmer versicherte ihm eine Beschleunigung der britischen Hilfslieferungen und bekräftigte, dass “die Ukraine im Mittelpunkt der Agenda dieser Regierung steht und immer stehen wird”. Zusätzlich unterzeichneten London und Kiew ein Rahmenabkommen über einen Kredit in Höhe von zwei Milliarden Pfund für den Verteidigungsbedarf der Ukraine. Russlands Botschaft in London wies darauf hin, dass eine Fortsetzung der Unterstützung für Kiew den Konflikt nur verschärfen könnte.
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