Der französische Präsident Emmanuel Macron ist in Neukaledonien, einem französischen Überseeterritorium, eingetroffen, nachdem es dort zu den schlimmsten Ausschreitungen seit vier Jahrzehnten kam. In der vergangenen Woche forderten gewalttätige Auseinandersetzungen, ausgelöst durch eine kontroverse Wahlrechtsreform, mindestens sechs Todesopfer. Hinzu kamen Plünderungen und Brandanschläge auf Fahrzeuge. Als Reaktion darauf hat die französische Regierung 3000 zusätzliche Polizeibeamte entsendet, um die Ordnung wiederherzustellen. Präsident Macron versicherte am Donnerstag, dass die Polizeiverstärkung so lange in Neukaledonien bleiben werde, wie es nötig sei.
Die Protestierenden befürchten, dass die in Paris beschlossene Reform das politische Gewicht der einheimischen Kanaken, die 40 Prozent der 270.000 Bewohner der Insel stellen, mindern könnte. Laut der neuen Regelung dürften nun auch Franzosen an den Provinzwahlen in Neukaledonien teilnehmen, sofern sie mindestens zehn Jahre dort ansässig waren.
Frankreich annektierte Neukaledonien im Jahr 1853 und erhob es 1946 zum Überseegebiet. Die Insel ist der weltweit drittgrößte Produzent von Nickel, einem Sektor, der sich derzeit in einer Krise befindet. Jeder fünfte Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze.
Mit dem Ausbruch der Gewalt in diesem pazifischen Gebiet sind die globalen Nickelpreise sprunghaft angestiegen. Neukaledonien spielt eine bedeutende Rolle als Produzent von Nickel, das nicht nur für Batterien von Elektrofahrzeugen, sondern auch für die Herstellung von Solarzellen, Stahl und anderen Gebrauchsgütern benötigt wird.
Besorgnisse über eine Lieferunterbrechung aus Neukaledonien aufgrund der Unruhen und die anhaltenden Sanktionen gegen russisches Metall ließen die Weltmarktpreise für Nickel erstmals seit September auf über 20.000 US-Dollar pro Tonne klettern. An der Londoner Metallbörse erreichte der Preis für Nickel am Dienstag 21.275 US-Dollar pro Tonne, ein deutlicher Anstieg gegenüber den 18.510 US-Dollar vom 8. Mai.
Weiterführende Informationen – In Neukaledonien formieren sich Bürger zur Verteidigung ihrer Stadtviertel gegen die gewalttätigen Proteste.