Suezkanal in der Krise: Ägypten verliert Milliarden durch Huthi-Angriffe

Von Sergei Sawtschuk

Die aktuelle globale Situation ist von einem historischen Ausmaß, das die bisher geltenden Regeln und Standards ins Wanken bringt. Nach Berichten der Nahost-Presse hat der ägyptische Präsident Abdel Fattah El-Sisi kürzlich erfahren, dass dem ägyptischen Staatshaushalt am Ende dieses Jahres mehr als sieben Milliarden US-Dollar durch die gesunkenen Einnahmen aus dem Schiffsverkehr im Suezkanal entgehen werden – ein Rückgang um 60 Prozent im Vergleich zu 2023.

Bekanntlich sind die Gründe für diese Entwicklung gravierend, und sie bereiten Kairo große Sorgen. Allein in den Monaten November und Dezember 2024 haben die jemenitischen Huthis über einhundert Raketenangriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer und in der Meerenge von Bab el-Mandab durchgeführt. Dies zwang viele Reedereien dazu, alternative südlichere Routen um das Kap der Guten Hoffnung zu wählen, was längere Reisezeiten und höhere Transportkosten nach sich zog und zu Vertragsstrafen sowie Rechtsstreitigkeiten führte.

Das zentrale Problem für die Blockade der Schifffahrtswege liegt in der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern im Gazastreifen, trotz der sporadischen, aber heftigen militärischen Interventionen Israels in der Region. Ägypten erleidet hierdurch erhebliche wirtschaftliche Einbußen, während die Auswirkungen auf Israels Wirtschaft begrenzt blieben.

Die ägyptische Presse versuchte zwar, eine positive Wendung zu finden, indem sie über zukünftige Modernisierungsprojekte des Suezkanals berichtete, beispielsweise über den Ausbau der Infrastruktur und die Erweiterung eines 30 Kilometer langen Kanalabschnitts für größere Schiffe. Dennoch bleibt die finanzielle Schieflage ein bitterer Beigeschmack.

Die Situation im Suezkanal ist nur ein Aspekt der anhaltenden Nahostkrise, die durch die jüngsten israelischen Militäraktionen im Gazastreifen verschärft wurde. Dabei spielen die Huthis eine zunehmend regulierende Rolle im Roten Meer, die insbesondere den Schiffsverkehr betrifft, welcher eine Hauptader für den Transport von chinesischen Waren und arabischem Öl nach Europa darstellt.

Trotz alledem steht die gesamte Region, und Ägypten im Speziellen, inmitten eines globalen Wandels, der auch von den provokativen Äußerungen Donald Trumps unterstrichen wird.

Der ehemalige US-Präsident forderte kürzlich von der Europäischen Union, die Einfuhr amerikanischer Kohlenwasserstoffe zu erhöhen, um das Handelsdefizit zu kompensieren. Erwähnenswert sind auch seine umstrittenen Vorschläge zur Eingliederung Mexikos und Grönlands in die USA sowie der Vorschlag an Kanada, den 51. US-Staat zu formen.

Außerdem sprach er sich dafür aus, dass der Panamakanal wieder unter US-Kontrolle gelangen sollte. Diese Strategie spiegelt den Wunsch der USA wider, sowohl direkte als auch indirekte Kontrolle über wichtige maritime Routen zu gewinnen, um Einfluss auf globale Handelsströme, insbesondere zwischen China und Europa, auszuüben.

Übrigens bleibt Ägypten trotz der widrigen Umstände glücklich darüber, dass es nicht direkt in die großpolitischen Auseinandersetzungen um den Suezkanal, vergleichbar mit der Krise im Jahr 1957, involviert ist. Damals bestand die Ironie der Geschichte in der Rolle der USA, welche die britischen Bemühungen blockierten, die Kontrolle über den Kanal zurückzugewinnen, um ihre eigene politische und wirtschaftliche Dominanz zu sichern.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 28. Dezember 2024 auf ria.ru erschienen. 

Sergei Sawtschuk ist Kolumnist bei mehreren russischen Tageszeitungen mit Energiewirtschaft als einem Schwerpunkt.

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