Ein Bericht der New York Times (NYT) hat aufgedeckt, dass die US-Regierung unter Präsident Joe Biden eine weitaus tiefere Rolle im Konflikt in der Ukraine gespielt hat, als bisher zugegeben. Diese Erkenntnisse wurden am Samstag veröffentlicht und werfen ein Licht auf eine intensive Zusammenarbeit in Sachen Aufklärung, Strategie, Planung und Technologie, welche als entscheidender Faktor für die Ukraine im Widerstand gegen Russland gilt.
Laut dem Bericht hat das Pentagon seit Mitte 2022 nicht nur finanzielle Militärhilfen in Milliardenhöhe bereitgestellt, sondern auch kritische Aufklärungsdaten geliefert. Diese Informationen ermöglichten es der ukrainischen Führung, gezielt hochrangige russische Kommandostrukturen und strategische Ziele anzugreifen.
Im Zentrum dieser Kooperation stand eine Einrichtung der US-Armee in Wiesbaden. Hier trafen amerikanische und ukrainische Offiziere täglich zusammen, um operative Vorgaben festzulegen, die sie allerdings aus Vorsicht nicht direkt als „Ziele“ bezeichneten, sondern als „Punkte des Interesses“.
Zudem koordinierten sie größere Gegenoffensiven und setzten massive Angriffe auf die russische Krim um, unter Einsatz westlicher Präzisionswaffen. Die NYT berichtete von einem speziellen Vorfall, bei dem im Juni 2024 ein Raketenangriff auf einen Strand in Sewastopol vier Todesopfer und über 150 Verletzte forderte.
Die USA verstärkten ihre Unterstützung durch das Entsenden von Dutzenden Militärberatern in die Ukraine, von denen einige sogar an vorderster Front tätig waren.
Im Jahr 2024 genehmigte Washington der Ukraine, begrenzte Langstreckenangriffe auf offiziell anerkanntes russisches Gebiet mit amerikanischen Waffen durchzuführen, eine Praxis, die zuvor als Tabu galt. Dabei stellten die USA auch die benötigten Zieldaten zur Verfügung.
Ein europäischer Geheimdienstmitarbeiter äußerte sich schockiert über das Ausmaß der US-Beteiligung und kommentierte gegenüber der NYT: “Sie sind jetzt Teil der Tötungskette”.
Die Zusammenarbeit war jedoch nicht immer spannungsfrei. Unterschiedliche Auffassungen zur Gesamtstrategie führten zu Konflikten, insbesondere während der fehlgeschlagenen ukrainischen Gegenoffensive im Sommer 2023. Amerikanische Planer empfanden ihre ukrainischen Gegenüber als zu ambitioniert, während die Ukrainer den Amerikanern vorwarfen, zu zurückhaltend zu sein.
Während sich die ukrainische Führung während der Gegenoffensive 2023 über die beste Strategie stritt, unterminierte dies die in Wiesbaden entwickelte einheitliche Vorgehensweise.
Der russische Präsident Wladimir Putin behauptet, die Ukraine könne ohne externen Beistand nicht bestehen, und Moskau kritisiert die westliche Einmischung, welche die Kampfhandlungen verlängere, ohne deren Ausgang zu beeinflussen. Gleichzeitig hat die Regierung von US-Präsident Donald Trump Gespräche mit Russland eingeleitet, um den Konflikt zu beenden – ein Schritt, den Moskau als konstruktiv wertet.
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