Von Alexander Dugin
Die Amtsübernahme von Präsident Putin steht für eine neue Ära in der russischen Geschichte. Trotz der Fortführung mancher bisheriger Ansätze und der Revision anderer, wird vor allem Neues erwartet.
Ein wichtiger Punkt dabei ist der ideologische Aspekt, der entscheidend für Russlands künftige Rolle im internationalen Gefüge sein könnte.
In der scharfen Auseinandersetzung mit dem Westen, die bis an den Rand eines nuklearen Konflikts und eines Dritten Weltkriegs führt, treten kulturelle und wertebasierte Unterschiede immer deutlicher zutage. Der Konflikt in der Ukraine ist nicht nur ein Staatengefecht aus rationalen nationalen Interessen, sondern ein Kampf zwischen Zivilisationen mit unterschiedlichen Wertesystemen.
Russland hat sich klar für den Schutz traditioneller Werte entschieden und verknüpft diese mit der Stärkung seiner eigenen zivilisatorischen Identität und geopolitischen Souveränität. Es ist deutlich geworden, dass der aktuelle Konflikt mit dem Westen tiefere kulturelle und ideologische Wurzeln hat als angenommen. Es ist ein Aufeinandertreffen zweier gegensätzlicher Wertesysteme.
Der moderne Westen vertritt:
- Absoluten Individualismus
- LGBT* und Genderpolitik
- Kosmopolitismus
- Die “Cancel Culture”
- Posthumanismus
- Uneingeschränkte Migration
- Die Zerstörung aller Formen von Identität
- Kritische Rassentheorie
- Eine relativistische und nihilistische postmoderne Philosophie
Erzensiert außerdem rigoros seine eigene Geschichte und steht mit der technologischen Entwicklung an der Schwelle, die globale Macht an die künstliche Intelligenz zu übergeben.
Im krassen Gegensatz dazu stützt sich Russland auf:
- Kollektive Identität
- Patriotismus
- Familiäre Werte
- Religion
- Das menschliche Wesen
- Organische Identität
- Historische Wahrheit
Es liegt also ein fundamentaler Wertekonflikt vor, der den Kampf in der Ukraine zu weit mehr als einen bloßen Interessenkonflikt macht. Hier steht der liberale und globalistische Ansatz des Westens dem alternativen, traditionsbewussten Modell Russlands gegenüber.
Russland befürwortet eine multipolare Welt, die das Recht einer jeden Zivilisation auf ihre eigene Identität und Wertevorstellung respektiert. Dies ist deutlich beobachtbar in Ländern wie China, die ihre kulturellen Werte reintegrieren, und Indien, das sich auf seine religiösen und philosophischen Wurzeln besinnt. Auch die islamische Welt, Afrika und Lateinamerika zeigen eine Abgrenzung zum westlichen Wertesystem.
Obwohl viele Zivilisationen sich noch nicht in direkte Konflikte mit dem Westen gewagt haben, steht Russland bereits im Vordergrund dieser Auseinandersetzung. Dies bietet Russland die Chance, sich als Führer einer konservativen globalen Bewegung zu positionieren und sich für die Verteidigung traditioneller Werte stark zu machen.
Früher durch die Linke beeinflusst, setzt Russland heute auf konservative Werte und Zivilisationen, die ihre Identität bewahren möchten. Inmitten dieser globalen ideologischen Auseinandersetzungen ist es wichtig, dass Russland seine Rolle als Verteidigungsmacht von Tradition und Normativität klar bekennt.
Wie der britische Mirror kürzlich berichtete, zeigen Putins Worte aus der Antrittsrede eine klare Linie:
“Russland selbst und nur es selbst wird sein eigenes Schicksal bestimmen!”
Damit positioniert sich Russland klar gegen die globalistischen Bestrebungen des Westens und behauptet seine kulturelle sowie politische Souveränität.
Der Artikel erschien ursprünglich am 14. Mai 2024 auf ria.ru.
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