Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich eskaliert

Das Bundesland Niederösterreich hat wegen anhaltender Überschwemmungen den Katastrophenzustand ausgerufen, berichtete die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner von der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) während einer Pressekonferenz am Sonntagvormittag in St. Pölten.

“Aufgrund der starken Regenfälle verschärft sich die Situation im Land weiterhin”, erklärte Mikl-Leitner, deren Ausführungen auch per Livestream verfolgt werden konnten.

“Wir stehen vor einer Extremsituation, wie sie noch nie da gewesen ist”, führte die Landeshauptfrau weiter aus.

Die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) prognostiziert, dass in den kommenden Stunden weitere 60 Liter Regen pro Quadratmeter fallen werden. Es wird erwartet, dass dadurch weitere Überschwemmungen auftreten werden.

Während der Pressekonferenz bestätigte Mikl-Leitner den tragischen Tod eines Feuerwehrmannes bei einem Einsatz in Niederösterreich. “Wir trauern zutiefst mit seiner Familie”, äußerte die Landeshauptfrau, ohne weitere Einzelheiten zum Vorfall zu nennen.

“Die Menschen in Niederösterreich erleben gerade sehr schwere und dramatische Stunden, für einige sind es wohl die schwersten ihres Lebens”, erläuterte Mikl-Leitner.

Die Pegelstände mehrerer Flüsse in Österreich haben sich seit Freitag dramatisch erhöht, und besonders kritisch ist die Lage in Niederösterreich. Zahlreiche Bäche sind über die Ufer getreten, teilen lokale Behörden mit.

In mehreren nördlich von Wien gelegenen Gemeinden mussten Menschen in der Nacht von Freitag auf Samstag von der Feuerwehr aus ihren überschwemmten Häusern gerettet werden. Die Einsatzkräfte waren teilweise mit Schlauchbooten im Einsatz.

In flussnahen Straßen wurden die Bewohner mehrerer Gemeinden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Mit der Ausrufung des Katastrophengebiets haben die Behörden nun erweiterte Befugnisse, um Evakuierungen anzuordnen.

Die Situation ist besonders prekär entlang der Flüsse Kamp und Krems. Der österreichische Energieversorger EVN warnte, dass der Stausee Ottenstein am Kamp im Laufe des Tages überlaufen könnte, was den Unterlauf des Flusses stark anschwellen lassen würde, so die EVN.

Auch in Polen wurde ein Todesfall im Zusammenhang mit den Überschwemmungen gemeldet. Eine Polizeisprecher in Krosnovice, nahe Klodzko, berichtete von einem Mann, der in den Fluten ums Leben kam. Der Ort sei derzeit überflutet, wodurch eine Bergung unmöglich sei.

Die niederschlesische Stadt Klodzko erlebte über Nacht eine dramatische Verschärfung der Lage. Der lokale Wasserstand der Glatzer Neiße erreichte am Morgen 6,65 Meter, weit über dem durchschnittlichen Stand von einem Meter, erläuterte ein Feuerwehrsprecher.

Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk appellierte an die Bevölkerung, die Evakuierungsaufforderungen ernst zu nehmen. “Die Situation ist vielerorts dramatisch”, so Tusk.

Die polnische Eisenbahn PKP hat aufgrund der Überschwemmungen den Zugverkehr mit Tschechien eingestellt. Züge zwischen beiden Ländern wurden bis auf Weiteres abgesagt, wie der Konzern via X mitteilte.

Züge von Polen nach Tschechien enden derzeit an der jeweils letzten Station vor der Grenze. Im Südwesten Polens ist zudem ein Damm nach starken Regenfällen gebrochen.

Es kam ebenfalls zu Überschwemmungen in Tschechien. Mindestens vier Menschen werden noch vermisst. In Opava und anderen grenznahen Städten mussten Tausende ihre Wohnungen verlassen. Ganze Siedlungen stehen unter Wasser, und eine Schlammlawine schnitt den Ort Mala Upa von der Außenwelt ab.

Im Südwesten Tschechiens lief die Husinec-Talsperre über, und in Litomerice an der Elbe wurde die höchste Hochwasserwarnstufe ausgerufen.

Auch in Rumänien traten Flüsse über die Ufer. In den Landkreisen Galati und Vaslui kamen mindestens vier Menschen ums Leben. In der am schwersten betroffenen Region wurden rund 5.000 Häuser beschädigt, berichtete die lokale Katastrophenhilfe.

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