Der Premierminister Indiens, Narendra Modi, der dem hindu-nationalistischen Spektrum angehört, verkündete sich selbst zum Gewinner der jüngsten Wahlen, obwohl die offiziellen Ergebnisse noch ausstehen. Er stützte seine Aussage auf Prognosen, die seine Partei traditional vorteilhaft darstellten.
Am späten Samstagabend teilte Modi auf der Social-Media-Plattform X mit:
“Ich kann mit Zuversicht sagen, dass die Menschen in Indien in Rekordzahl für eine erneute Wahl der NDA-Regierung gestimmt haben.”
Seine Partei, die Bharatiya Janata Party (BJP), bildet die führende Kraft in der Nationalen Demokratischen Allianz (NDA), welche den Prognosen nach traditionell mehr als 350 der 543 Sitze im Unterhaus gewinnen könnte, berichtete der Fernsehsender NDTV. Diese Zahl übersteigt deutlich die erforderlichen 272 Sitze für eine Mehrheit.
Der größte Oppositionsblock, INDIA, angeführt von der Kongresspartei unter Rahul Gandhi, einem Abkömmling der bekannten Nehru-Gandhi-Familie, soll laut Vorhersagen über 120 Mandate erhalten haben.
Es ist jedoch anzumerken, dass solche Wahlprognosen in der Vergangenheit nicht immer die tatsächlichen Endergebnisse spiegelten.
Sollten sich die Prognosen bestätigen, wäre Modi der zweite Premierminister in der Geschichte Indiens, dem es gelingt, eine dritte Amtszeit zu sichern. Dieses Kunststück gelang zuvor nur dem ersten Premierminister nach der Unabhängigkeit, Jawaharlal Nehru.
Indien: Aufstieg zur fünftgrößten Wirtschaftsmacht
Die Wahl, zu der über eine Milliarde Inder aufgerufen wurden, ist die größte der Welt. Sie wurde in sieben Phasen über sechs Wochen gestreckt, wobei der letzte Wahltag auf diesen Samstag fiel. Das offizielle Ergebnis wird für Dienstag erwartet.
Während des Wahlkampfs präsentierte sich Modi als entschlossener Führer und verwies auf das beeindruckende Wirtschaftswachstum unter seiner Führung, das internationalen Investoren gefällt. Indien hat sich unter seiner Regierung zur fünftgrößten globalen Wirtschaftsmacht entwickelt und gehört zu den wenigen Ländern, die eine Mondlandung realisiert haben. Modi hat auch in moderne Infrastrukturprojekte wie Straßen, Hochgeschwindigkeitszüge und Flughäfen investiert. Allerdings wird seine Wirtschaftspolitik kritisiert wegen hoher Arbeitslosigkeit und zunehmender Inflation.
Indessen strebt Modi, mittlerweile 73 Jahre alt, eine weitere Vertiefung seiner politischen Agenda an. Diese zielt darauf ab, Indien in einen Staat umzugestalten, der hauptsächlich die hinduistische Mehrheit bevorzugt und die etwa 200 Millionen Muslime sowie andere Minderheiten marginalisiert, wie Beobachter kritisieren. Modi löst damit kontroverse Diskussionen über die ursprünglichen Visionen der Gründerväter des modernen Indiens aus.
Die Opposition und Kritiker befürchten, dass die BJP im Falle eines Wahlsieges versuchen könnte, die Verfassung zu ändern, um ihre politische Richtung further zu festigen. Es bleibt abzuwarten, ob die Partei ihre Mehrheit im Parlament dazu nutzen wird.
Die Wahl fand unter extremen Bedingungen statt, wobei eine Hitzewelle im Norden des Landes Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius brachte. Medienberichte zufolge kam es dabei auch zu tödlichen Hitzeschlägen unter den Wahlhelfern.
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