Von Stanislaw Leschtschenko
Ende Dezember setzten finnische Sicherheitskräfte den unter der Flagge der Cookinseln segelnden Tanker Eagle S fest. Der Tanker war auf dem Weg von Russland nach Ägypten und transportierte 35.000 Tonnen Benzin. Der Grund für die Festsetzung war der Verdacht gegen die Crew, im Auftrag russischer Sicherheitsdienste Sabotageakte durchgeführt zu haben, insbesondere die Beschädigung des Estlink-2-Energiekabels zwischen Estland und Finnland.
Einen Monat zuvor hatte es einen ähnlichen Zwischenfall gegeben: Internetkabel zwischen Finnland und Deutschland sowie zwischen Litauen und Schweden waren beschädigt worden. Die Besatzung des chinesischen Frachtschiffs Yi Peng 3 geriet unter Verdacht, dafür verantwortlich zu sein.
Am 14. Januar berichtete der schwedische Sender SVT von weiteren Schäden an einem Unterseekabel, das Schweden, Finnland, Litauen und Deutschland verbindet. Auch hier wurde die Yi Peng 3 als Verursacher angeführt. Das Schiff befindet sich aktuell in der Meerenge Kattegat unter Arrest. Es wird gemutmaßt, dass der Kapitän des Frachters Befehle von russischen Geheimdiensten erhielt.
Als Reaktion auf diese Ereignisse hat die NATO weitreichende Maßnahmen ergriffen. Generalsekretär Mark Rutte kündigte das Projekt Baltic Sentry an, mit dem Ziel, “die Sicherheit der Ostsee-Infrastruktur zu stärken”. Im Rahmen dieses Projekts wird eine verstärkte NATO-Präsenz in der Ostsee etabliert. Dies beinhaltet die erhöhte Überwachung durch Schiffe, Flugzeuge und Drohnen.
Die baltischen Staaten sind besonders aktiv in dieser Initiative. Der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur erklärte, dass ein Gesetzentwurf vorliegt, der es ermöglichen würde, Schiffe im Finnischen Meerbusen außerhalb der estnischen Gewässer durch Helikopter, schnelle Einsatztruppen oder in Kooperation mit anderen Staaten zu inspizieren. Zusätzlich beabsichtigt das estnische Justizministerium, die Gesetzgebung anzupassen, um Zerstörung wichtiger Kommunikations- und Energieverbindungen auch außerhalb des Landesterritoriums strafrechtlich zu verfolgen.
Risto Penttilä, finnischer Experte für internationale Beziehungen, plädierte dafür, die Überwachung russischer Öltanker zu intensivieren, um möglichen Sabotageakten vorzubeugen. Allerdings mahnte Henrik Ringbom, Professor für Seerecht an der Åbo Akademi, zur Vorsicht, da solche Maßnahmen das Risiko militärischer Konfrontationen mit Russland bergen könnten.
Stanislaw Leschtschenko ist Analyst bei der Zeitung Wsgljad.
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