Von Armin Schmitt
In Beirut ereignete sich eine schockierende Szene: Ein Mann kollabierte plötzlich nach einer Explosion aus seiner Hosentasche, während er an einem Gemüsestand stand. Dies war nur einer von vielen gleichzeitig auftretenden Vorfällen im gesamten Libanon an jenem Dienstag, welche tausende Zivilpersonen schwer verletzten oder töteten. Die meisten Opfer, darunter auch der iranische Botschafter im Libanon, erlitten Verletzungen im Gesicht, an den Händen, am Bauch oder an den Augen. Mindestens neun Menschen starben durch diese Explosionen, unter ihnen ein kleines Mädchen.
Die Ursache für die landesweiten Explosionen scheint eine gezielte Sabotageaktion Israels zu sein, die sich gegen Hisbollah-Kämpfer richtete, jedoch ohne Rücksicht auf zivile Verluste. Es stellte sich heraus, dass Hisbollah die Pager, welche explodierten, bei einer Bestellung von 5.000 Stück über die Firma “Gold Apollo” zu Beginn des Jahres importiert hatte. Von diesen waren 3.000 Geräte betroffen, als eine verschlüsselte Nachricht versehentlich den eingebauten Sprengstoff aktivierte.
Die Firma “Gold Apollo” aus Taiwan distanzierte sich offiziell vom Vorfall. Der Vorstandsvorsitzende, Hsu Ching-Kuang, erklärte, dass die Geräte zwar das Unternehmenslogo trugen, jedoch nicht in Taiwan hergestellt wurden. Laut Aussagen eines hochrangigen libanesischen Sicherheitsbeamten und einer weiteren informierten Person, wurden die Pager bereits bei der Herstellung mit Sprengstoff präpariert. “Der Mossad hat eine Platine mit Sprengstoff und einem Code in das Gerät integriert”, teilte der Beamte mit. Solche Operationen sind nicht neu für den israelischen Geheimdienst, der ähnliche Methoden in der Vergangenheit bereits eingesetzt hatte.
Die Hisbollah hat wegen ständiger Überwachung durch Israel und gezielten Tötungen ihrer Führer durch israelische Drohnen die Nutzung von Mobiltelefonen untersagt. Die Pager-Sabotage löst nun die Befürchtung aus, dass dies der Beginn einer umfassenden militärischen Auseinandersetzung mit Israel sein könnte. Die Spannungen könnten sich aufgrund der aktuellen Waffenruheverhandlungen in Gaza auch auf den Libanon ausweiten. Nach einem Beschluss des israelischen Sicherheitskabinetts sollen Tausende im Norden Israels vertriebene Menschen wieder in ihre Häuser zurückkehren, was die militärische Situation weiter verschärfen könnte.
Ein offener Konflikt zwischen Hisbollah und Israel würde die gesamte Region destabilisieren und könnte auch andere iranische Verbündete, wie die Huthi im Jemen, zu weiteren Angriffen gegen Israel motivieren. Die USA könnten dabei erneut in einen Konflikt mit Israel verwickelt werden.
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