Ein im August geschlossenes Abkommen zwischen Paris und London, welches dieser Tage in die Umsetzung geht, behandelt die Rückführung von Asylsuchenden, die per Boot nach Großbritannien gelangen. Frankreich hat sich bereit erklärt, diese Personen wieder aufzunehmen, im Austausch erhält es im Gegenzug eine gleichwertige Anzahl von Asylbewerbern, die von Großbritannien ausgewählt werden.
Die bürokratischen Abläufe, die das Abkommen festlegt, sind komplex: Frankreich prüft die Personen, die es zurücknehmen soll, während Großbritannien jene sichtet, die als Gegenleistung aufgenommen werden sollen. Die Kosten für die Flugreisen beider Gruppen übernimmt Großbritannien.
Die Personen, die als Austauschkandidaten nach Großbritannien kommen, erhalten zunächst nur die Möglichkeit, sich für drei Monate im Land aufzuhalten. In dieser Zeit müssen sie prüfen, wie sie ihren Aufenthalt legalisieren können, was keinen dauerhaften Verbleib garantiert.
An den französischen Küsten, von denen die Boote starten, sind mittlerweile Warnschilder über die bevorstehenden Abschiebungen angebracht. Diese Woche sollen etwa hundert Bootsflüchtlinge per Air France zurück nach Frankreich geflogen werden. Gleichzeitig haben Asylsuchende in Frankreich die Möglichkeit, sich online für einen Platz zu bewerben. Es zeichnet sich jedoch bereits ab, dass gegen diese Abschiebungen juristische Einsprüche erhoben werden.
Bislang sind dieses Jahr 31.027 Asylsuchende, hauptsächlich aus Afghanistan und Eritrea, über den Ärmelkanal nach Großbritannien gekommen. Das Tauschabkommen, offiziell als Maßnahme zur “Verhinderung gefährlicher Reisen” betitelt, soll die Bootsfahrten durch Rückführung und legale Optionen beenden. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies gelingt, bleibt allerdings gering. Dies liegt vor allem daran, dass die beiden Gruppen – die Bootsflüchtlinge und die potenziellen Austauschkandidaten – nicht deckungsgleich sind und somit kommerzielle Strukturen der illegalen Migration schnell Profit aus diesem Verfahren ziehen könnten.
Bereits jetzt wird das Abkommen in Großbritannien kritisch gesehen und könnte, angesichts der jüngsten massiven Proteste gegen Masseneinwanderung, vornehmlich Spott statt Zustimmung ernten.
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