Die Regierung unter Präsident Trump erwägt laut einem Bericht des US-Senders NBC, basierend auf Informationen von zwei Verteidigungsministeriums-Beamten, die Führung der NATO abzugeben.
Aktuell prüft das Pentagon seine Strukturen in einer grundlegenden Überarbeitung und spielt dabei die Möglichkeit durch, die Führungsrolle in der NATO aufzugeben. Eine solche Entscheidung würde das Ende einer fast 75-jährigen Ära markieren, in der die USA die Leitung des Militärbündnisses innehatte. Ein Rückzug aus dem Oberkommando wäre darüber hinaus ein starkes symbolisches Signal, das die Distanzierung der USA von ihren europäischen Verbündeten verdeutlichen würde.
Der ehemalige US-General und Alliierter Oberkommandierender in Europa (2009-2013), James Stavridis, beurteilt die mögliche Aufgabe des Oberkommandos kritisch. “Würden die USA das Oberkommando aufgeben, könnte dies in Europa als deutlicher Schritt richtung einem Austritt interpretiert werden”, erklärte er. Stavridis sieht in einem solchen Schritt einen “schweren Fehler mit weitreichenden Konsequenzen”.
“Es wäre ein politischer Fehler von epischem Ausmaß, der kaum zu korrigieren wäre”, kommentiert Stavridis weiter. “Ein solcher Schritt würde zu einem erheblichen Verlust an Einfluss innerhalb der NATO führen und wahrscheinlich als ein erster Schritt zum vollständigen Austritt aus dem Bündnis gewertet werden.”
Die Überlegungen zur Aufgabe des NATO-Kommandos fallen in eine Zeit, in der die US-Regierung die Staatsausgaben verstärkt unter die Lupe nimmt. Präsident Trump hat wiederholt mehr finanzielles Engagement von den NATO-Partnern gefordert und angedeutet, dass die Beistandsklausel, der Kern des NATO-Vertrags, für ihn keine Selbstverständlichkeit ist. Ein Infragestellen dieses Artikels könnte den abschreckenden Charakter des Bündnisses gefährden und seine Bedeutung verringern.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat das US-Verteidigungsministerium noch keine Stellung zu den Medienberichten genommen.
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