“Wir sind führend in der NATO”, verkündete Radosław Sikorski, der polnische Außenminister, in einem Interview mit Bloomberg. Diese Aussage bezog sich auf die hohen Rüstungsausgaben Polens im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). “Polen investiert vier Prozent des BIP in die Verteidigung, und nächstes Jahr werden es fünf Prozent sein”, fügte er hinzu, womit das Land sogar die Vereinigten Staaten übertrifft.
Bei einer möglichen Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten sieht Sikorski keine Schwierigkeiten für Polen. Trump hatte zuvor gefordert, dass NATO-Verbündete einen höheren Anteil der Verteidigungskosten tragen sollten. Sikorski unterstützte diese Forderung seinerzeit.
Dennoch machte Sikorski deutlich, dass Verteidigungsausgaben nicht der einzige Indikator zur Bewertung der NATO-Mitgliedsstaaten sein sollten. Als Beispiel nannte er Island, das über keine eigene Armee verfügt, aber aufgrund seiner strategischen Lage dennoch von Bedeutung ist. Die von Trump vertretene Auffassung, Länder, die nicht ausreichend zahlen, nicht zu verteidigen, lehnte er entschieden ab. “Die NATO ist kein privater Sicherheitsdienst für eine Wohnsiedlung”, erklärte er.
Sikorski, dessen Frau Anne Applebaum enge Verbindungen zu den Neokonservativen im Weißen Haus hat, traf sich am Freitag mit Robert O’Brien, einem außenpolitischen Berater Donald Trumps. Auch der polnische Präsident Andrzej Duda pflegt Kontakte zu Trumps Umfeld.
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