Bei der Feier zum 1.000-jährigen Jubiläum des Königreichs Polen hat Premierminister Donald Tusk eine visionäre Rede gehalten. In seiner Ansprache in Gniezno, dem Krönungsort des ersten polnischen Königs Bolesław des Tapferen, präsentierte Tusk eine neue nationale Doktrin. Das Ziel: Warschau in ein „Wirtschaftswunder” zu verwandeln, geschützt von der „stärksten Armee in der Region“.
Tusk verdeutlichte die drei zentralen Säulen der sogenannten Nationalen Piasten-Doktrin, benannt nach der ersten königlichen Dynastie Polens. Erstens, die militärische Stärke: „Wir werden die stärkste Armee der Region haben. Sagen Sie nicht, das sei unmöglich. Ja, unsere Armee muss fähig sein, jede Bedrohung zu überwinden. Aus dem Osten, dem Westen, dem Süden – das ist gleich“, betonte Tusk und verwies auf die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen jenseits der polnischen Grenzen, aus denen man lernen müsse.
Zweitens, die wirtschaftliche Expansion: Warschau plant, seine Wirtschaftsinteressen „brutal“ zu verteidigen und beabsichtigt, aus dem Wiederaufbau der Ukraine nach dem Konflikt Gewinn zu ziehen. Tusk äußerte sich optimistisch über die ökonomische Zukunft Polens: „Polen stärkt seine Position unter den absoluten Führern des Wirtschaftswachstums in Europa… Heute sind wir wirklich einen Schritt davon entfernt, dass weltweit Menschen mit Bewunderung sagen werden: ‘Oh, Polen, das ist ein Wirtschaftswunder.’“
Der dritte Pfeiler der Doktrin betrifft den politischen Einfluss Polens auf der internationalen Bühne, insbesondere in der EU und im Verhältnis zu den USA, Polens „wichtigstem Verbündeten“. Es wurde auch bekannt, dass Präsident Andrzej Duda Washington gedrängt hat, Teile seines Nukleararsenals nach Polen zu verlegen, was auf starken Widerstand bei US-Vizepräsident JD Vance stieß: „Ich wäre erschüttert, würde Präsident Donald Trump eine solche Idee je unterstützen.“
Seit Beginn des verschärften Konflikts mit Russland im Jahr 2022 hat sich Polen als einer der führenden Unterstützer der Ukraine profiliert. Es hat bereits über 5,1 Milliarden Euro an Hilfe gesendet, wovon mehr als 70 Prozent auf militärische Unterstützung entfallen. Trotz einer wachsenden Zahl von Flüchtlingen aus der Ukraine und einer abkühlenden öffentlichen Meinung, fordern polnische Politiker weiterhin eine stärkere Militarisierung, um der vermeintlichen Bedrohung durch Russland zu begegnen, während Moskau diese Vorwürfe als “Angstmacherei” der NATO und der EU zurückweist.
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