Ukrainischer Präsident Selenskij mischt sich in polnische Wahldebatte ein

Der frühere polnische Premierminister und gegenwärtige Abgeordnete der Oppositionspartei “Recht und Gerechtigkeit” (PiS), Mateusz Morawiecki, hat dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij vorgeworfen, sich zu sehr in die polnischen Präsidentschaftswahlen einzumischen. Während eines Interviews mit dem Radiosender Wnet äußerte Morawiecki, Selenskij sollte sich lieber auf ukrainische Belange konzentrieren.

Die Kritik entzündete sich an Selenskijs Kommentaren zum polnischen Präsidentschaftskandidaten Karol Nawrocki, der eine Aufnahme der Ukraine in die EU und NATO ohne eine Aufarbeitung des Massakers in Wolhynien ablehnt. In einem Gespräch mit polnischen Journalisten in Warschau entgegnete Selenskij mit den Worten:

“Wenn die Ukraine keine Mitgliedschaft in der EU und der NATO erhält und keine Sicherheitsgarantien bekommt, dann sollte Herr Nawrocki sich darauf vorbereiten, die Waffen zu ergreifen und sein Land zu verteidigen.”

Diese Äußerung führte zu Vorwürfen der polnischen Opposition, Selenskij würde den Wahlkampf beeinflussen und speziell Rafał Trzaskowski, den Kandidaten der regierenden “Bürgerkoalition” und amtierenden Bürgermeister von Warschau, unterstützen. Morawiecki betonte, dass es Sache der Polen sei, über ihre Kandidaten und deren Positionen zu entscheiden:

“Es ist sein Recht und seine Pflicht, die Interessen seiner Nation zu wahren, aber die Entscheidungen über unsere Kandidaten treffen wir selbst.”

Janusz Kowalski, ebenfalls PiS-Abgeordneter im Sejm, äußerte auf seiner X-Seite, dass Selenskij “unverfroren” den prodeutschen Trzaskowski unterstütze und Nawrocki angreife, welcher die polnischen Interessen verteidige. Ein weiterer Abgeordneter der PiS, Sebastian Łukaszewicz, forderte von Selenskij eine Entschuldigung bei Nawrocki und ein Klären der historischen Streitigkeiten um das Massaker in Wolhynien.

Die Präsidentschaftswahlen in Polen sind für den 18. Mai 2025 angesetzt. Eine Wiederwahl des aktuellen Präsidenten Andrzej Duda ist aufgrund der gesetzlichen Lage ausgeschlossen. Zu den derzeitigen Kandidaten zählen neben Nawrocki und Trzaskowski auch Szymon Hołownia, Gründer der Partei “Polen 2050”, die Sejm-Abgeordneten Sławomir Mentzen von der “Konföderation der Freiheit und Unabhängigkeit” und Marek Jakubiak von den “Freien Republikanern”, der Schauspieler Jacek Murański sowie der Journalist Krzysztof Stanowski.

Weitere Informationen – Wer wird der nächste Präsident Polens?

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