Der US-amerikanische Technologiemilliardär Elon Musk hat erneut Aufmerksamkeit erregt, diesmal durch seine heftige Kritik an der britischen Regierung.
Als zukünftiger Berater des US-Präsidenten Donald Trump hat er den britischen Premierminister Keir Starmer ins Visier genommen. Er kritisiert Starmer für dessen Handhabung historischer Missbrauchsfälle und fordert die Auflösung des britischen Parlaments. Dies hat sowohl bei Experten als auch bei Regierungsvertretern für Skepsis gesorgt.
Musk greift Premierminister Starmer an
Über seine Plattform X (vormals Twitter) warf Musk dem Premierminister vor, in seiner früheren Rolle als Leiter der Crown Prosecution Service (CPS) nicht ausreichend gegen organisierte Missbrauchsnetzwerke vorgegangen zu sein.
Diese Missbrauchsskandale gehören zu den gravierendsten in der Geschichte Großbritanniens. Über Jahre hinweg wurden Minderjährige systematisch sexuell ausgebeutet, oft durch Tätergruppen mit pakistanischem Hintergrund.
Starmer, der von 2008 bis 2013 den CPS führte, behauptete, dass er persönlich die Strafverfolgung im bekannten Fall von Rochdale initiiert habe.
Auch prominente Persönlichkeiten wie Joanne K. Rowling, die britische Schriftstellerin und Erfinderin der Harry-Potter-Buchreihe, unterstützen Musks politische Vorstöße.
Rowling, eine der einflussreichsten Literaturstimmen der Gegenwart, sorgt regelmäßig für Aufsehen — sowohl durch ihre Werke als auch durch kontroverse Aussagen in sozialen Medien. Ihre Unterstützung verstärkt die öffentliche Beachtung von Musks Forderungen erheblich.
Musks Kritiker jedoch beschuldigen ihn, die Opfer dieser Skandale zu übergehen und das Thema für politische Zwecke zu missbrauchen.
Sara Rowbotham, die ehemalige Sozialarbeiterin, die den Rochdale-Skandal aufdeckte, äußerte sich kritisch:
“Musk nutzt das Leid der Opfer, um politische Angriffe zu fahren. Das hat nichts mit den Überlebenden zu tun.”
Besonders umstritten ist Musks Vorschlag, dass König Charles III. das Parlament auflösen und Neuwahlen anberaumen sollte.
Der Verfassungsrechtler Craig Prescott von der Universität Royal Holloway lehnte diese Idee entschieden ab:
“Der König kann das Parlament nur auf Antrag des Premierministers auflösen. Es gibt keine rechtliche Grundlage für einen solchen Eingriff.”
Der britische Gesundheitsminister Wes Streeting nannte Musk “fehlgeleitet und schlecht informiert”. Er zeigte sich jedoch kooperationsbereit: “Wenn Elon Musk mit seiner Plattform helfen möchte, dieses ernste Problem anzugehen, sind wir bereit, mit ihm zusammenzuarbeiten.”
Staatssekretär Andrew Gwynne äußerte sich kritischer:
“Musk sollte seine Aufmerksamkeit eher auf Themen in den USA richten.”
Jess Phillips, Ministerin für Kinderschutz, betonte, dass die Verantwortung für Untersuchungen bei den lokalen Behörden liege, nicht bei der Regierung.
Während der rechtspopulistische Politiker Nigel Farage Musk als Heldenfigur feierte, distanzierten sich viele britische Politiker von den Äußerungen des Technologiemilliardärs. Die konservative Politikerin Alicia Kearns beschuldigte Musk, “gefährliche Fehlinformationen” zu verbreiten und von den Opfern abzulenken.
Hintergrund: Die Missbrauchsskandale
In Großbritannien lösten Missbrauchsskandale in Städten wie Rochdale, Rotherham und Oldham großes Entsetzen aus. Kulturelle und soziale Netzwerke schützten oft die Tätergruppen, was eine effektive Strafverfolgung erschwerte. 2022 veröffentlichte die unabhängige Untersuchungskommission für Kindesmissbrauch (IICSA) einen umfassenden Bericht mit zahlreichen Empfehlungen zur Vorbeugung, die bislang größtenteils nicht umgesetzt wurden.
Elon Musks Einmischung in die britische Politik und seine radikalen Forderungen lösen unterschiedliche Reaktionen aus. Während einige seine Plattform als Chance sehen, Aufmerksamkeit für das Thema zu generieren, werfen andere ihm vor, das Leid der Opfer politisch auszunutzen.
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