Am vergangenen Sonntag traf der russische Präsident Wladimir Putin in Baku ein, um einen zweitägigen Staatsbesuch zu beginnen. Während seines Aufenthaltes führte er Gespräche mit dem aserbaidschanischen Amtskollegen Ilham Alijew. Im Mittelpunkt standen die Vertiefung der strategischen Partnerschaft und der alliierten Beziehungen zwischen den beiden Nachbarstaaten sowie relevante internationale und regionale Fragen.
Die Länder beabsichtigen, in den Bereichen der nachhaltigen Finanzierung, der Emissionsreduktion und der Energieeffizienz voneinander zu lernen. Zudem planen sie, gemeinsam umweltfreundliche Technologien zu entwickeln. Ein entsprechendes Abkommen, das die Minister Maxim Reschetnikow und Muhtar Babajew unterzeichneten, tritt sofort in Kraft und hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Dieses Abkommen soll helfen, die Herausforderungen des Klimawandels durch kooperative Projekte und Innovationen zu bewältigen.
Reschetnikow betonte, dass beide Länder eine ähnliche Ansicht zur “grünen Agenda” haben und sich der Auswirkungen des Klimawandels auf die Umwelt und das menschliche Leben bewusst sind. Er merkte an, dass Russland das Ziel verfolgt, bis 2060 kohlenstoffneutral zu sein, während Aserbaidschan beabsichtigt, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 35 Prozent und bis 2050 um 40 Prozent zu senken. Das Memorandum werde entscheidend dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen.
Zu Beginn der Gespräche hob Putin die erfolgreichen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Nationen hervor und äußerte sich optimistisch über weiteres Potenzial:
“Die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen entwickeln sich erfolgreich. Ein guter Impuls für die Entwicklung unserer bilateralen Beziehungen wurde durch Ihren Besuch in Moskau im April dieses Jahres gegeben.”
Putin erinnerte auch an Aliejews Worte, “vier Milliarden US-Dollar Handelsvolumen sind eine gute Zahl. Aber sie entspricht nicht dem Potenzial unserer Möglichkeiten”. Beide Seiten stimmten überein, dass weitere Bereiche wie industrielle Kooperation, Transport, Logistik und Textilindustrie Potenzial für Zusammenarbeit bieten:
“Man kann nicht nur über Energie, sondern auch über industrielle Kooperation, Transport, Logistik und Textilindustrie sprechen.”
Im Rahmen des Besuchs teilte Kirill Dmitrijew, der Leiter des Russischen Direktinvestitionsfonds, mit, dass der Handel zwischen Russland und Aserbaidschan im Jahr 2023 um 20 Prozent anstieg und nun fünf Milliarden US-Dollar erreicht. Russland hat zudem kürzlich über zehn Milliarden US-Dollar in Aserbaidschan investiert:
“Aserbaidschan ist zweifellos einer der wichtigsten Investitions- und Handelspartner Russlands. Der Handelsumsatz beträgt bereits fünf Milliarden US-Dollar.”
Putin betonte zudem die Bereitschaft Russlands, die Friedensgespräche zwischen Aserbaidschan und Armenien zu unterstützen und dazu beizutragen, die Grenzdelimitierung zu verbessern sowie wirtschaftliche und logistische Wege wiederherzustellen:
“Wenn wir etwas tun können, um das Zustandekommen eines Friedensabkommens zu fördern, die Grenzdelimitierung und -markierung voranzubringen oder die entsprechenden logistischen und wirtschaftlichen Wege wieder freizumachen, würden wir uns sehr darüber freuen.”
Beide Staatsführer äußerten sich zufrieden über die Fortschritte ihrer bilateralen Beziehungen, die sie als freundschaftlich, nachbarschaftlich und verbündet beschrieben. Alijew betonte die kontinuierliche Erweiterung der Kooperationsbereiche:
“Wir sind darauf eingestellt, unsere Zusammenarbeit in allen Bereichen zu stärken. Ich bin überzeugt, dass Ihr Besuch einen weiteren Schritt in Richtung Annäherung unserer Länder und Völker darstellen wird.”
Aus diplomatischer Sicht strebt Aserbaidschan eine Mitgliedschaft in der BRICS-Gemeinschaft an, wie Polad Bulbuloglu, der Botschafter Aserbaidschans in Moskau, erläuterte. Es ist jedoch ein Prozess, der Zeit und Arbeit erfordert:
“Es gibt lange Reihe von Ländern, die dem BRICS-Block beitreten möchten. Wir haben darüber mit unseren russischen Kollegen gesprochen, aber dies ist auch ein Prozess und eine Frage der Arbeit.”
In der Energieversorgung Europas könnte Aserbaidschan eine zentrale Rolle spielen. EU-Beamte hatten vorgeschlagen, dass das Land sein Erdgas durch eine Pipeline leiten solle, die bisher russisches Gas durch die Ukraine transportiert hat. Dies könnte dabei helfen, Versorgungsengpässe zu verhindern, vor allem da das derzeitige Transitabkommen zwischen Kiew und Moskau bald ausläuft.
Russland, das derzeit den Vorsitz der BRICS-Gruppe innehat, kündigte an, mehr als 200 Veranstaltungen im kommenden Jahr auszurichten. Der nächste BRICS-Gipfel ist für Oktober in Kasan geplant.
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