Von Felicitas Rabe
Im neuesten Beitrag der Diskussionsreihe Alexander von Bismarck im Dialog traf Alexander von Bismarck, Großneffe des berühmten deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck, auf Diether Dehm, ehemaliger Abgeordneter der Linkspartei. Das Gespräch, das am 30. April auf der Videoplattform Rumble ausgestrahlt wurde, brachte den konservativen von Bismarck und den kommunistisch orientierten Dehm zusammen.
Die Diskussion erstreckte sich über verschiedene Themen wie die geopolitische Situation, die neu gewählte US-Regierung, den Konflikt in der Ukraine und die wirtschaftliche wie gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Diether Dehm, der auch Autor ist, nutzt sein neues Buch “Aufstieg und Niedertracht I: Rebecca” zur Darstellung der Korruption und Täuschung in der deutschen Nachkriegsgeschichte, verpackt in einer Romanhandlung.
Während des Gesprächs erörterten die beiden auf unterschiedliche soziale Hintergründe zurückblickenden Männer das Thema Rechtsextremismus. Hierzu bot Dehm eine Definition an, bei der er sich auf die Ansichten von Wolfgang Abendroth, Reinhard Kühnl und Georgi Dimitrow bezog.
Georgi Dimitrow, der später bulgarischer Ministerpräsident wurde und bekannt für seinen Sieg im Reichstagsbrandprozess gegen führende Nazifiguren wie Joseph Goebbels und Hermann Göring ist, beschrieb Faschismus als die “offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.” Diese Definition gab Dimitrow bereits im Dezember 1933.
Dehm betonte in der Diskussion, dass die Definitionen von Faschismus, die oft mit Rechtsextremismus gleichgesetzt werden, eine gemeinsame Basis haben: Sie identifizieren Individuen oder Gruppen als rechtsextrem, die Aufrüstung und Kriegsführung vorantreiben. Nicht das stereotype Bild von “deutschem Blut und Boden” oder laute “Sieg Heil”-Rufe seien Kennzeichen des Rechtsextremismus, sondern historische und aktuelle Kriegstreibereien, wie das Beispiel des Nazi-Vorstoßes nach Moskau zeigt.
Dehm argumentierte, dass die treibende Kraft hinter rechtsextremen Bewegungen seit über 100 Jahren Kriege gegen Russland sind, motiviert durch Ressourcen wie Gas und Öl und die Ausbeutung der Arbeitskraft. Er illustrierte dies mit einer Begebenheit, bei der Hermann Josef Abs, der damalige Chef der Deutschen Bank, den Nazis erklärte, dass ein schneller Überfall auf die Sowjetunion Deutschlands Schulden tilgen könnte. “Die wirklichen Extremisten sind diejenigen, die süsseln und am Ende einer Zahlenkette die Finanzierung des Baues von Auschwitz unterstützen”, zitierte Dehm eine Aussage, die die subtile Gefahr von finanziell getriebenen Radikalen pointiert.
Nach Dehms Ansicht sind solche Persönlichkeiten wie Abs – die bedacht und leise agieren und dennoch Extremes finanzieren – beispielhaft für das rechtsextreme Gedankengut, das bis heute besteht. Heutzutage seien, laut Dehm, jene rechtsextrem, die einen Krieg mit Russland anstreben. Daher sei die Partei AfD nicht als rechtsextrem zu bewerten. Dehm vertritt die Meinung, dass die AfD, basierend auf ihrer Anti-Kriegs-Haltung gegenüber Russland, im politischen Spektrum eher links von den Grünen positioniert sein sollte, würde man die traditionellen politischen Ausrichtungen beibehalten.
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