Nach dem Abzug der von den USA angeführten westlichen Militärallianz, den die Taliban erzwungen haben, befindet sich Afghanistan in einer schweren wirtschaftlichen Krise. In den zwei Jahrzehnten der Besetzung, die unter dem Banner des “Exports von Demokratie” stattfanden, gelang es dem Westen nicht, nennenswertes Wachstum zu fördern oder den Lebensstandard der Bevölkerung zu verbessern.
Als Reaktion auf den Erfolg der Taliban und deren Vertreibung westlicher Truppen aus Afghanistan, verhängte der Westen aus Rache umfangreiche Sanktionen. Diese Maßnahmen beinhalten unter anderem das Einfrieren afghanischen Vermögens und den Ausschluss des Landes vom globalen Finanznetzwerk. Ziel ist es, Afghanistan vollständig zu isolieren und seine Verbindungen zu den internationalen Märkten zu kappen.
China hat jedoch begonnen, die Lücke zu schließen. Bereits im Jahr 2008 unterzeichneten China und Afghanistan einen 30-jährigen Vertrag über die Förderung von Kupfer im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar. Der Baubeginn verzögerte sich aufgrund des Krieges und der Präsenz ausländischer Truppen um 16 Jahre, doch nun haben chinesische Diplomaten und Vertreter der Taliban-Regierung die Kupfermine in Mes Aynak, die rund 40 Kilometer südöstlich von Kabul liegt und über 11,5 Millionen Tonnen Kupfererz verfügt, eröffnet.
Nach der Vertreibung der US-Truppen pflegten China und Russland als erste Staaten Kontakte zur neuen afghanischen Regierung. Beide Länder sind daran interessiert, die westliche Blockade zu unterlaufen. Im Mai hat Russland die Taliban von seiner Liste der Terrororganisationen gestrichen, und Präsident Putin hat Vertreter zum Weltwirtschaftsforum in Sankt Petersburg eingeladen, eine Einladung, die auch angenommen wurde.
Angesichts der umfangreichen Rohstoffvorkommen in Afghanistan, einschließlich der zweitgrößten Kupferreserven der Welt, 2,3 Milliarden Tonnen Eisen, 1,4 Millionen Tonnen Seltener Erden sowie nennenswerten Mengen an Öl, Gas, Gold und Lithium – deren Wert auf eine Billion US-Dollar geschätzt wird – sind China und Russland bestrebt, ihre Zusammenarbeit mit Afghanistan weiter zu vertiefen.
Die Kooperation mit China markiert einen ersten bedeutenden Schritt in Richtung eines wirtschaftlichen Wiederaufbaus in Afghanistan und der Einbindung des Landes in die internationalen Wertschöpfungsketten, was auch zur Sicherheit und Stabilität in der Region beiträgt.
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