Von Rainer Rupp
Die politischen Beziehungen zwischen den USA und dem Iran erreichten kurz nach dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump am 20. Januar eine neue Eskalationsstufe. Doch mit der Bestellung seines langjährigen persönlichen Freundes und Immobilienmagnaten Steve Witkoff als Sondergesandter sowohl für den Nahen Osten im Allgemeinen als auch für die Nuklearverhandlungen mit dem Iran im Speziellen, schien Trump einen Meisterzug getätigt zu haben.
Anders als die typischen US-Diplomaten, welche oft als Vertreter einer übermächtigen Nation auftreten und ultimative Forderungen stellen, bringt Witkoff als nichtprofessioneller Diplomat eine frische Perspektive mit. Sein Ansatz basiert auf Respekt und Empathie, statt Arroganz und Druck. Witkoff nimmt sich die Zeit, die Perspektiven und Sorgen der iranischen Seite zu verstehen, um daraus einen Vorschlag zu entwickeln, der beide Seiten zufriedenstellt. Seine Vorgehensweise ermöglichte es ihm, in Gesprächen mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi, das Eis zu brechen.
Zur Erinnerung:
Die Treffen in Oman und später in Rom am 19. April führten zu positiven Rückmeldungen von beiden Seiten. Ein US-Beamter berichtete von “sehr guten Fortschritten”, und Araghtschi lobte die Gespräche als “nützlich und konstruktiv”. Das Treffen in Rom führte zur Einsetzung einer Expertengruppe, die einen Rahmen für die friedliche Nutzung der Kernenergie im Iran unter strenger Überwachung durch die IAEA ausarbeiten sollte. Araghtschi betonte, dass ein Abkommen möglich sei, wenn die USA realistisch blieben, und sein Kollege Madschid Tachte-Ravantschi meinte, es gebe gute Chancen für eine Einigung, sofern die USA von irrelevanten Forderungen absehen würden.
Trump selbst änderte seinen Ton zu einem pragmatischen Ansatz. Am 19. April erklärte er, dass die Situation mit dem Iran ziemlich gut laufe und dass sein Ziel sei, zu verhindern, dass der Iran eine Atombombe besitze. Er wünschte sich einen “großartigen, wohlhabenden und wunderbaren” Iran. Diese Aussagen signalisierten eine deutliche Verhandlungsbereitschaft.
Am 28. April 2025 berichtete die Zeitung Middle East Eye: “Trump-Verbündete behaupten: ‘Mossad-Agenten’ und ‘Kriegstreiber’ versuchen, die Iran-Gespräche zu sabotieren.” Laut diesem Bericht stammen diese Behauptungen von Trumps engsten Verbündeten und Unterstützern in den USA.
Derweil berichtete Tucker Carlson, ein konservativer Talkshow-Moderator, dass Dan Caldwell, ein hochrangiger Beamter des US-Verteidigungsministeriums, entlassen wurde, weil er als Hindernis für einen Angriffsplan auf den Iran angesehen wurde. Carlson betonte, Caldwell sei möglicherweise entlassen worden, weil seine politischen Ansichten nicht den kriegerischen Mainstream in Washington entsprachen.
Weiterhin enthüllte der konservative Journalist Clayton Morris in seinem Podcast Redacted, dass prozionistische Kräfte gegen das “Anti-Kriegs-Team” von Trump im Pentagon arbeiten. Er bezog sich dabei auf ehemalige Mossad-Agenten, die sich in sozialen Medien und im Verborgenen engagieren, um den Verteidigungsminister Pete Hegseth zu diskreditieren.
Die Entlassung von Caldwell und weiteren Pentagon-Beamten scheint die “America First”-Anti-Interventionsbewegung beflügelt zu haben. Sie zeigt, wie sehr sich die Republikanische Partei unter Trump von ihrer traditionell kriegerischen Position distanziert hat.
In einer Zeit wachsender Skepsis gegenüber Israel, zeigen neue Umfragen, dass 53 Prozent der Amerikaner eine negative Meinung über Israel haben, ein Anstieg von 42 Prozent im Vorjahr. Trotzdem hat Präsident Trump und sein Finanzminister neue Sanktionen gegen Iran verhängt, um weiterhin Druck auszuüben. Doch das Vorgehen wiegt schwer und könnte die diplomatischen Bemühungen ernsthaft behindern, da Iran erklärt hat, nicht unter Druck verhandeln zu wollen, und eine vierte Gesprächsrunde abgesagt wurde.
Fazit
Die US-Iran-Politik ist ein komplexes Geflecht aus innenpolitischem Machtgerangel, geopolitischer Rivalität und außenpolitischem Druck. Die Verzögerung der Gespräche zeigt eine kritische Phase an, in der die Gefahr einer militärischen Eskalation besteht, die insbesondere durch Israels Drohungen verschärft wird. In Washington erfährt die Trump-Administration wachsenden Widerstand, insbesondere wegen ihrer Unterstützung Israels.
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