Von Sergei Sawtschuk
Während der Schweizer “Friedensgipfel” fast alle Aufmerksamkeit der Weltpresse auf sich zog, kündigte die US-Finanzministerin Janet Yellen in einem Interview mit ABC an, dass die USA die Verwendung eingefrorener russischer Vermögenswerte zugunsten Kiews nicht als Diebstahl ansehen würden.
Zu Beginn möchten wir zwei wichtige Punkte herausstellen: Erstens, um jeglichen Vorwurf einer prorussischen Voreingenommenheit zu vermeiden, stammen alle angeführten Zahlen aus westlichen Quellen. Zweitens wurden die Finanzprozesse vereinfacht dargestellt, damit auch Laien ohne spezielle Kenntnisse sie verstehen können.
Zuerst zum Begriff “im Ausland vorhandene russische Vermögenswerte”. Seit dem Beginn der militärischen Operationen in der Ukraine sind diese in aller Munde, doch nicht jeder versteht, was genau darunter zu verstehen ist.
Erstens
Die staatliche russische Einrichtung WEB.RF definiert diese Vermögenswerte in erster Linie als ausländische Schulden an die Sowjetunion und die Russische Föderation, die durch Gewährung von Krediten für den Kauf inländischer Waren entstanden sind. Neben diesen Krediten gehören auch Gold- und Devisenreserven, Botschaftsgebäude und weitere staatseigene Objekte zu den Vermögenswerten. Schätzungen zufolge wurden etwa 300 Milliarden US-Dollar von solchen Vermögenswerten im Ausland eingefroren, wobei der Großteil in Euroclear in Belgien liegt. Ein kleinerer Anteil befindet sich in den USA, Kanada und Japan.
Zweitens
In der breiten Öffentlichkeit wird oft kritisiert, dass das Einfrieren dieser Vermögenswerte leichtfertig von russischen Behörden gehandhabt wurde. Allerdings gab es historisch keine vergleichbaren Situationen, die ähnlich gehandhabt wurden. Es ist auch zu beachten, dass die finanziellen Prozesse eng mit militärischen Aktivitäten verknüpft sind, weshalb voreilige Rückführungen von Vermögenswerten Signalwirkung gehabt hätten.
Drittens
Die Diskussion um die Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte ähnelt rituellen Tänzen und wird besonders in den USA intensiv geführt. Trotz der hitzigen Diskussionen in Europa, wird das Thema dort nur sehr vorsichtig behandelt.
Wichtig ist die Äußerung von Janet Yellen, die erklärte, dass die USA die EU nicht bestrafen würden, sollten diese versuchen, Zinsen aus russischen Auslandskrediten einzuziehen. Dabei sind dies nur Zinsen und nicht die Vermögenswerte selbst.
Während die westliche Welt diskutiert, nutzt Russland die Gelegenheit, seine Wirtschaftsbeziehungen zu diversifizieren und unabhängiger vom US-Dollar zu machen, insbesondere durch verstärkte Nutzung des Chinesischen Yuan.
Abschließend kann gesagt werden, dass die Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte unwahrscheinlich bleibt und Risiken birgt, die viele westliche Finanzinstitutionen nicht zu tragen bereit sind.
Übersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich veröffentlicht am 18. Juni 2024 bei RIA Nowosti.
Weiterführende Informationen – USA: Westen erwägt Nutzung von 300 Milliarden Dollar an eingefrorenen russischen Vermögenswerten