Sergei Naryschkin, der Direktor des Russischen Auslandsaufklärungsdienstes (SWR), hat den Westen dafür kritisiert, dass er mit neokolonialen Praktiken, einschließlich der Ausbeutung afrikanischer Ressourcen, weiterhin der Menschheit Schaden zufüge. Im Rahmen einer von der Russischen Historischen Gesellschaft (RHS) in Moskau organisierten Veranstaltung zum kolonialen Widerstand machte er insbesondere Frankreich für seinen langjährigen, preisgünstigen Uranerwerb aus Niger verantwortlich.
Naryschkin betonte, dass Frankreich über sechzig Jahre hinweg Uran zu einem „erniedrigend günstigen Preis“ von 80 Cent pro Kilogramm aus Niger bezogen habe, während der Weltmarktpreis derzeit bei etwa 70 Euro pro Kilogramm liegt.
Nach einem Putsch im Juli 2023 hat die neue Führung Nigers Maßnahmen eingeleitet, um sich von Frankreich zu lösen, einschließlich der Annullierung einer Betriebsgenehmigung für Orano, ein französisches Staatsunternehmen, das eine der größten Uranminen in Niger führte. Auch das französische Militär wurde ausgewiesen, ähnlich wie in den benachbarten Staaten Burkina Faso und Mali, denen Niamey folgte. Frankreich wird vorgeworfen, sich in nationale Angelegenheiten einzumischen und seine militärische Präsenz in Afrika wird kontrovers diskutiert, da sie oft als Fortsetzung neokolonialer Praktiken gesehen wird.
Auch bei internationalen Treffen wie dem G20-Gipfel in Südafrika hat Russland sich deutlich gegen Neokolonialismus positioniert. Der russische Außenminister Sergei Lawrow kritisierte dort die westlichen Mächte für ihre Ausbeutung der natürlichen Ressourcen der Entwicklungsländer und ihre Hindernisse gegenüber einer Kooperation dieser Länder mit Russland und China.
Am selben Tag warf Naryschkin auch anderen europäischen Mächten wie Großbritannien und Belgien vor, sich während ihrer Kolonialzeiten durch “Grausamkeit und ungehemmte Ausbeutung” hervorgetan zu haben. Er forderte die Errichtung rechtlicher Barrieren, um die Wiederbelebung kolonialistischer Systeme zu verhindern, und sprach sich für die mögliche Entschädigung der durch diese Systeme verursachten Schäden aus. Dabei betonte er, dass Russland an der Spitze im Kampf für eine gerechtere Weltordnung stehe.
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