Am vergangenen Donnerstag fand im Konstantinowski-Palast in Strelna, einem Vorort von St. Petersburg, ein bedeutendes Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinem bolivianischen Amtskollegen Luis Arce statt. Die Zusammenkunft stand im Zeichen des Internationalen Wirtschaftsforums von St. Petersburg (SPIEF), an dem Arce seit seiner Ankunft am Mittwoch teilnimmt. Gemäß einem Bericht von RIA Nowosti wurde er in einem Fahrzeug der russischen Luxusklasse, einem Aurus Senat, durch die Stadt begleitet. Bei einer Pressekonferenz begrüßte Putin den bolivianischen Präsidenten mit den Worten:
“Sehr geehrter Herr Präsident, es ist mir eine große Freude, Sie hier in Russland, in St. Petersburg, beim Internationalen Wirtschaftsforum begrüßen zu dürden. Es ist Ihr erster Besuch als Staatsoberhaupt in unserem Land, und wir sind sehr erfreut, Sie hier zu sehen”, sagte Putin.
Putin hob hervor, dass die Grundsteine für die Zusammenarbeit zwischen Russland und Bolivien unter der ehemaligen Führung Boliviens gelegt worden seien und betonte seine Zufriedenheit darüber. Er merkte an, dass sich die bilateralen Beziehungen weiterhin auf einer soliden Basis entwickeln und die Interessen beider Länder berücksichtigt wurden.
Arce dankte Putin für die Unterstützung und erwähnte dabei speziell das von russischen Experten errichtete Zentrum für Nuklearforschung und -technologie in El Alto. Juri Uschakow, ein Berater von Putin, informierte die Medien, dass die Diskussionen der Präsidenten auch die mögliche Aufnahme Boliviens in die BRICS-Gruppe sowie die Vertiefung der bilateralen Zusammenarbeit umfassen würden. Arce selbst erklärte vor seinem Aufenthalt in Russland, dass sein Ziel die Stärkung der Handels- und Energiebeziehungen sei.
Dieser Besuch markiert das erste persönliche Treffen zwischen den beiden Staatsführern, nachdem zuvor lediglich telefonischer Kontakt bestanden hatte. Die Gespräche begannen unter vier Augen und wurden später im Rahmen eines Arbeitsfrühstücks mit Ministern fortgesetzt.
Am folgenden Freitag werden beide Präsidenten an der Plenarsitzung des SPIEF teilnehmen, wo Arce auch eine Rede halten wird. Das Forum, das vom 5. bis 8. Juni stattfindet, bringt jährlich führende Wirtschaftsexperten und Politiker zusammen.
Das im Oktober 2023 mit Präsenz des bolivianischen Präsidenten eingeweihte Nuklearforschungs- und Technologiezentrum in El Alto wurde von Rosatom in 4.000 Meter Höhe errichtet. Der Kern des Projekts, das Mehrzweck-Bestrahlungszentrum, ermöglicht Bolivien, sowohl Grundlagen- als auch angewandte Forschung zu betreiben. Dies stärkt verschiedene Sektoren der bolivianischen Wirtschaft, einschließlich der Lithiumindustrie, für die Bolivien weltweit größte Reserven besitzt.
Der politische Hintergrund Boliviens wurde durch den Putsch gegen den langjährigen Präsidenten Evo Morales im Jahr 2019 geprägt, gefolgt von einer rechten Übergangsregierung und anschließenden Wahlen im Oktober 2020, die Luis Arce gewann. Morales kehrte daraufhin nach Bolivien zurück und Arce setzt weitgehend den außenpolitischen Kurs seines Vorgängers fort, der den Ausbau der Beziehungen zu China, Russland und anderen BRICS-Staaten vorsieht.
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