Die neue Weltordnung: Russlands Umgang mit globalen Herausforderungen und der Verfall westlicher Sanktionsmacht

Von Dagmar Henn

Die internationale Aufmerksamkeit richtet sich derzeit auf die mögliche russische Reaktion auf einen Terrorangriff in Sewastopol und die potenzielle Eskalation des Konfliktes. Doch abseits dieser unmittelbaren Krisensituation gibt es weitere bedeutsame Entwicklungen, die sich dem Beobachter erst durch eine Synthese der militärischen, politischen und ökonomischen Dimensionen erschließen.

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Vision einer zukünftigen multipolaren Weltordnung das gegenwärtige Handeln limitieren kann. Dies ist unvermeidlich, denn wer eine rechtsbasierte Ordnung anstrebt, kann nicht gegen ebendiese Rechtsprinzipien verstoßen, selbst wenn dies hohe Kosten verursacht. Die gelegentlich wahrnehmbare Zögerlichkeit Russlands in manchen Situationen lässt sich dadurch erklären.

Global haben sich die wirtschaftlichen Machtverhältnisse bereits verschoben. Dies wird unter anderem daran deutlich, dass selbst die Weltbank Russland als viertgrößte Volkswirtschaft anerkennt. Ebenso zeugt das immense wirtschaftliche Potenzial der BRICS-Staaten, welches mittlerweile das der G7 übertrifft, von dieser Veränderung. Das Ende der globalen Dominanz des US-Dollars scheint unabwendbar, auch wenn das genaue „Wie“ und „Wann“ noch offen stehen.

Ein politisches Resultat dieser ökonomischen Entwicklungen war der Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Nordkorea. Dieser Besuch brachte nicht nur zahlreiche Verträge auf den Weg, sondern verkündete auch eine wichtige globale Botschaft: Das westliche Sanktionsregime ist gescheitert. Diese Entwicklung markiert eine neue Phase der wirtschaftlichen Entwaffnung des Westens, deren historische Grundlagen sowohl in militärischen als auch ökonomischen Strategien der Kolonialzeit liegen.

Die erste Stufe dabei war, dass Russland die von Westen auferlegten Sanktionen überstehen konnte. Der aktuelle Zustand zeigt, dass die wirtschaftliche Stärke der BRICS-Länder nun so groß ist, dass sie nicht nur Sanktionen überstehen, sondern diese sogar irrelevant machen können. Dies hat für die sanktionierten Länder keine negativen Folgen mehr, während der Westen durch eigene Beschränkungen an Handlungsfähigkeit verliert.

Auf militärischer Ebene sind Aktionen wie der Besuch russischer Schiffe in Kuba deutlicher und einfacher zu interpretieren. Trotz westlicher Äußerungen betreffend der Ukraine sind sich viele politische Akteure bewusst, dass dieser Konflikt bereits verloren ist.

Das Verhandlungsangebot von Präsident Putin und die ergänzenden Aussagen von Dmitri Medwedew, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Sicherheitsrats, über mögliche Entschädigungsforderungen für Sanktionen zeigen, dass tiefergehende politische Spielzüge im Gange sind. Medwedews Aussagen könnten eine Präambel zu dem sein, was passieren könnte, sollte der Westen die Anerkennung seiner Niederlage weiter verzögern.

Die enormen potenziellen Konsequenzen solcher politischen Strategien könnten eine neue Dimension globaler Verhandlungen einleiten, ähnlich einem modernen Versailler Vertrag. Hierbei wird nicht nur Russland sprechen, sondern der gesamte Globale Süden könnte eine Stimme erheben.

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