Geopolitische Rivalitäten in der Arktis: Die neue Strategie des Pentagon und Russlands Vormachtstellung

Von Andrei Koz

Neue Pläne

Die jüngst veröffentlichte Arktis-Strategie des Pentagon erkennt Schwierigkeiten an, die der verstärkte Zusammenschluss zwischen Moskau und Peking den USA bereitet. Insbesondere behindert diese Allianz die Bestrebungen der USA, eine dominante Position in der Arktis zu beanspruchen. Zudem stellt das Dokument fest, dass westliche Sanktionen Russland nicht daran gehindert haben, alternative Märkte für seine Energieressourcen zu finden und den Norden schneller zu entwickeln als bisher.

Ein Lichtblick für Washington sind hingegen Schweden und Finnland. Durch deren NATO-Beitritt eröffnen sich neue Möglichkeiten, insbesondere in Hinblick auf den Schiffbau, um eine leistungsstarke Eisbrecherflotte aufzubauen, die sogar russische nuklearbetriebene Giganten übertrumpfen könnte. Das Pentagon-Dokument betont die Bedeutung dieser neuen Allianzen in der Arktis:

“Die arktischen Bündnispartner verfügen über hocheffektive Streitkräfte und durch langjährige Zusammenarbeit über ein hohes Maß an Interoperabilität. Die NATO-Erweiterung wird nicht nur die nordeuropäische Verteidigungszusammenarbeit stärken, sondern auch neue Möglichkeiten für Planung, Informationsaustausch und Übungen schaffen.”

Zuvor hatte der stellvertretende kanadische Verteidigungsminister Bill Blair darauf hingewiesen, dass durch den Klimawandel die Arktis leichter zugänglich geworden ist, was bei unverändertem westlichem Engagement den Verlust wichtiger Verkehrsrouten bedeuten könnte. Die USA prognostizieren, dass der Arktische Ozean bis 2050 die Hauptverkehrsroute zwischen Europa und Asien darstellen wird.

Das Eisbrecher-Problem

Dennoch bleibt fraglich, ob der Westen in der Lage sein wird, seine Eisbrecherflotte rechtzeitig auszubauen. Fachleute sehen dies als die Achillesferse der Pentagon-Strategie. Die USA verfügen über nur zwei mäßig moderne Eisbrecherschiffe und auch andere Anspruchsstaaten in der Arktis, einschließlich Kanada, Island, Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark, sind nicht besser aufgestellt.

Kanada kann zwar in arktischen Gewässern kämpfen, jedoch keine großen Landstreitkräfte einsetzen. Norwegens Marine verfügt über vier Patrouillenschiffe, jedoch nur leicht bewaffnet. Dänemark hat zwar eine starke Marine, aber nur wenige Eisbrecher und keine militärische Infrastruktur in der Arktis. Finnland und Schweden vermissen ebenfalls eine beachtenswerte maritime Militärpräsenz.

Die USA können sich nicht vollständig auf ihre Verbündeten in den Nordgewässern verlassen. Es mangelt auch an Transportmitteln zur Beförderung von Gütern und Soldaten in den härtesten polaren Bedingungen. Eine Antwort darauf sind schwedische zweispurige Mehrzweckfahrzeuge des Typs Bandvagn 206, bekannt als Small Unit Support Vehicle (SUSV), die allerdings technologisch veraltet sind.

Russlands Antwort

Russland steht deutlich besser da. Es verfügt über hochmoderne nuklearbetriebene Eisbrecher, ein weites Netz von Militärstützpunkten und Flugplätzen in hohen Breitengraden und ist in der Lage, unter extremen Bedingungen Einsätze durchzuführen. Auch die Luftabwehr der Region wurde mit modernsten Systemen wie Panzir, Tor und S-400 verstärkt.

Zu den Kräften Russlands zählen die 80. unabhängige motorisierte Schützenbrigade, welche in der Lage ist, unter extremen Bedingungen zu operieren. Der ganze Bereich ist mit dem Notwendigsten ausgestattet, von Panzern über Schneemobile bis hin zu Hunde- und Rentierschlitten. Selbst Hubschrauber des Typs Mi-8AMTSch-WA sind speziell für arktische Bedingungen modifiziert.

Ausgestattet mit universellen Patrouilleneisbrechern, setzt Russland seine militärische Präsenz in der Arktis fort und zeigt eine erhöhte Bereitschaft, jede Herausforderung in dieser strategisch wichtigen Region anzunehmen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 30. Juli 2024 bei RIA Nowosti erschienen.

Andrei Koz ist ein Kriegsberichterstatter der Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

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