Bei seiner jüngsten Generalversammlung am Sonntag bestätigte der Weltschachverband FIDE, dass die im März 2022 gegen russische und weißrussische Spieler eingeführten Sanktionen wegen des Konflikts in der Ukraine weiterhin bestehen bleiben. Die Versammlung erörterte jedoch eine potenzielle Lockerung dieser Maßnahmen für Kinder unter zwölf Jahren und für Menschen mit Behinderungen, worüber der FIDE-Rat in den kommenden Monaten weiter beraten wird. Der Rat, geleitet vom FIDE-Präsidenten und ehemaligen russischen Vize-Premier Arkadi Dworkowitsch, legte diesen Vorschlag auf der in Budapest abgehaltenen Generalversammlung vor.
Die Sanktionen schließen russische und weißrussische Nationalmannschaften von internationalen Schachwettbewerben aus und verbieten die Verwendung von nationalen Symbolen wie Flaggen und Hymnen bei diesen Veranstaltungen. Die Spieler aus den beiden Ländern dürfen nur als neutrale Teilnehmer antreten.
Diese Bestimmungen wurden nach einer Abstimmung bekräftigt, in der die Delegation aus Kirgisistan eine vollständige Aufhebung der Sanktionen vorschlug, die jedoch nicht genug Unterstützung fand. 41 Delegierte stimmten für die Aufrechterhaltung, 21 waren für eine Aufhebung und 27 enthielten sich oder nahmen an der Abstimmung nicht teil.
Magnus Carlsen, der ehemalige Schachweltmeister aus Norwegen, unterstützte öffentlich das Beibehalten der Sanktionen und bezog sich dabei auf den seit langem gegen Russland kritischen Schachspieler Garri Kasparow.
Die Entscheidung der FIDE wurde von russischer Seite stark kritisiert. Andrei Filatov, Präsident des russischen Schachverbands, verurteilte die Vermischung von Sport und Politik und äußerte sich in einem Interview mit dem Portal Mattsch TV: “Bei dieser Abstimmung wurden die Delegierten unter beispiellosen Druck gesetzt. Es gab eine Erklärung des ukrainischen Außenministeriums, wonach die Ukraine Sanktionen verhängen würde, wenn die Delegierten anderer Länder für die Aufhebung der Sanktionen gegen russische Sportler stimmen würden.”
Kremlsprecher Dmitri Peskow beschuldigte zudem die Ukraine und den Westen, Druck auf die FIDE auszuüben, und dankte den Ländern, die Russland unterstützen, insbesondere Kirgisistan.
Der russische Schachverband hat immer wieder betont, dass Schach in Russland aufgrund seiner kulturellen und historischen Bedeutung nicht als politisches Werkzeug missbraucht werden sollte.
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