Die umstrittene Verhaftung des Telegram-Gründers Pawel Durow in Europa

Von Wladislaw Sankin

Pawel Durow, der Gründer der sozialen Netzwerke und Messengerdienste VKontakte und Telegram, ist eine global bekannte Figur und besitzt multiple Staatsangehörigkeiten. Als Milliardär spielt er in der selben Liga wie Elon Musk und Mark Zuckerberg. Seine Plattformen nutzen weltweit über eine Milliarde Menschen. Daher ist seine Verhaftung in Europa ein Ereignis von erheblicher Tragweite.

Die Berichterstattung der deutschen Medien zu Durows Festnahme lässt jedoch etwas zu wünschen übrig. Es entsteht der Eindruck, es handle sich lediglich um das Vorgehen gegen einen gewöhnlichen Verbrecher. Kritische Stimmen oder eine Kampagne zur Freilassung von Durow sucht man vergebens, und auch die sonst so reaktionsschnellen Politiker halten sich bedeckt. Der Umgang mit der Verhaftung des Internet-Unternehmers steht im starken Kontrast zu Fällen, in denen der Westen eine Bedrohung der Meinungsfreiheit wahrnimmt.

Die Vorwürfe gegen Durow klingen konstruiert, dennoch nehmen die Medien diese ungeprüft auf und setzen noch einen drauf, indem sie behaupten, seine Plattform sei “umstritten” und der Gründer habe einen “zweifelhaften Ruf”. Ihm werden Drogenhandel, Betrug, Kindesmissbrauch, unzureichende Moderation von Inhalten und das Tolerieren von extremistischen Gruppen vorgeworfen, während ähnlich gelagerte Vorwürfe gegen Plattformen wie Meta und Google seltener thematisiert werden.

Obwohl behauptet wird, Telegram arbeite nicht mit westlichen Regierungen zusammen, zeigt das konsequente Umsetzen des Verbots von RT und Sputnik in bestimmten Ländern, dass das Unternehmen durchaus kooperationsbereit ist. In Russland erlebt Telegram stetiges Wachstum und ist eine wichtige Kommunikationsplattform, auch für Behörden und Politiker.

Das ZDF kommentiert, dass Telegram seinen Nutzern besondere Anonymität bietet, was aktuell von Militär-Bloggern im Ukraine-Krieg genutzt wird. Der Berliner Kurier sieht das “Russland-Problem” allerdings in Deutschland selbst: “Rechtsextreme, Querdenker und Russland-Unterstützer vernetzen sich in Deutschland über Telegram.”

Eine Abschaltung von Telegram scheint ein lang gehegtes Ziel der Ampel-Regierung und medialer Verbündeter zu sein. Die Innenministerin Nancy Faeser forderte bereits die Abschaltung des Dienstes in Deutschland, der bis zu acht Millionen Nutzer zählt.

Die Verhaftung des Unternehmers in Frankreich ist daher nicht nur eine juristische, sondern auch eine strategische Maßnahme. Ein russischer Politikwissenschaftler kommentierte: “Hier wird versucht, die Kontrolle über die gesamte Telegram-Plattform zu übernehmen. Es geht nicht nur um die Verfolgung gefährlicher Kanäle, sondern um die Überwachung sämtlicher Kommunikation.”

Die russische RT-Chefin Margarita Simonjan warnt auf ihrem Telegram-Kanal:

“Die Hauptaussage der Durow-Geschichte? Wer den Messengerdienst für heikle Themen nutzt, sollte diese Gespräche sofort beenden. Durow wurde gefasst, um ihm die Schlüssel abzunehmen, und er wird sie aushändigen.”

Aus taktischer Sicht ist die Inhaftierung des Telegram-Gründers eine zynische, aber effektive Maßnahme zur Schwächung der Informationssouveränität seiner Nutzer. Das Vertrauen in den Messenger könnte dadurch erheblich beeinträchtigt werden.

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