Von Rainer Rupp
In den letzten vier Wochen, vom 23. März bis zum 20. April 2025, hat sich das geopolitische Geschehen im Nahen Osten dramatisch zugespitzt. Die Region, bekannt als Schmelztiegel geopolitischer Konflikte und wechselnder Allianzen, ist geprägt von Intensivierungen in den Beziehungen zwischen Großmächten wie den USA, Iran, Israel, Saudi-Arabien, Russland und China. Diese Dynamik manifestiert sich in Nuklearverhandlungen, militärischem Posturing und diplomatischen Bemühungen in einer Atmosphäre, die potenziell am Rande einer unkontrollierbaren Eskalation steht.
- In Syrien, nun unter der Kontrolle der Al-Qaida-nahen Gruppe Hay’at Tahrir al-Sham (HTS) und massiv von westlichen Ländern finanziert, befinden sich fragile Übergangsprozesse.
- Der hartnäckige Konflikt im Jemen wird durch US-Bombenangriffe noch verschärft.
- In Gaza versucht die extrem rechte zionistische Apartheid-Regierung, die palästinensische Bevölkerung durch Aushungerung zu dezimieren.
Diese Entwicklungen beeinflussen das Machtgefüge in der Region, wobei besonders Saudi-Arabien und Iran als Schlüsselspieler hervortreten.
Ein Hauptaugenmerk liegt auf den Nuklearverhandlungen und der Auseinandersetzung zwischen den USA und Iran. Die USA streben danach, dem Iran nicht nur die Entwicklung von Atomwaffen zu untersagen, obwohl Iran nach US-Geheimdienstanalysen keine solchen Waffen besitzt oder anstrebt. Trotzdem agieren die USA so, als hätten sie uneingeschränkte globale Macht, was unter anderem Präsident Trump verdeutlicht, der jegliche iranische Nutzung ziviler Nukleartechnologie unterbinden möchte und dabei mit schwerwiegenden militärischen Drohungen untermauert.
Parallel dazu schweigt Washington über Israels Besitz von bis zu dreihundert Nuklearwaffen und deren Trägersystemen.
Am 12. April 2025 starteten in Maskat, Oman, Hoffnung erweckende indirekte Gespräche zwischen dem iranischen Außenminister Abbas Araghchi und dem US-Sondergesandten Steve Witkoff über einen Vermittler. Diese Diskussionen fokussierten auf die Wiederbelebung des von Trump einseitig zerstörten UNO-Nuklearabkommens und setzten sich am 19. und 20. April in Rom fort. Die USA forderten neben dem Verbot der Urananreicherung auch die Aufgabe des iranischen Raketenprogramms und die Unterstützung für militante Gruppen wie Hisbollah und Huthi. Iran pocht hingegen auf seine Souveränität und verlangt die Aufhebung der US-Sanktionen.
Angespannt bleibt auch die militärische Situation: Die USA haben B-2-Tarnkappenbomber nach Diego Garcia verlegt und halten Flugzeugträger in der Region. Iran zeigt sich unbeeindruckt und verstärkt seine Luftabwehr.
Israel und Iran befinden sich in einem eskalierenden Schattenkrieg. Trotz internationaler Befürchtungen setzt Israel seine militärischen Operationen gegen Palästinenser und im Libanon fort und erhält dabei Rückendeckung von den USA, die allerdings zur Zurückhaltung mahnen.
Saudi-Arabien versucht indes, seinen Einfluss diplomatisch auszunutzen und bewegt sich zwischen Rivalität und Annäherung an Iran. Sicherheitsgespräche zwischen dem saudischen Verteidigungsminister Khalid bin Salman und iranischen Führern unterstreichen diesen diplomatischen Tanz.
Iran findet zunehmend Unterstützung bei Russland und China, die gegenüber westlichen Sanktionen und Druck eine schützende Hand bieten. Diese Allianzen könnten kritisch sein, um regionalen Balance zu bewahren, insbesondere da sich die geopolitische Lage täglich ändern kann.
Die Komplexität dieser regionalen und internationalen Beziehungen zeigt, dass der Nahe Osten weiterhin ein Pulverfass bleibt, dessen Funke jederzeit zu einem flächendeckenden Konflikt führen könnte.
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