Alarmierender Anstieg der Schokoladenpreise erwartet – und es liegt nicht am Klima!

Die internationalen Preise für Kakaobohnen erreichen derzeit bisher nicht gekannte Höhen. Die beiden großen Kakaoproduzenten, Elfenbeinküste und Ghana, stehen vor enttäuschenden Erträgen für die kommende Frühjahrsernte. Neben Schädlingsbefall und Trockenheit sind es besonders die niedrigen Einkaufspreise, die die Rentabilität des Anbaus mindern.

Die Elfenbeinküste führt die Liste der Kakaoproduzenten mit einem deutlichen Vorsprung an und brachte im Anbaujahr 2023 etwa 1,8 Millionen Tonnen hervor. Ghana folgt mit 580.000 Tonnen. Aus anderen Ländern wie Ecuador, Kamerun, Nigeria und Brasilien kommen ebenfalls nennenswerte Mengen, auch wenn sie nicht an die Spitzenreiter heranreichen. Mexiko, das Ursprungsland der Kakaobohne, spielt in der heutigen Produktion kaum eine Rolle.

Einer der Hauptkritikpunkte an der Kakaoproduktion ist die geringe Automatisierung, die häufig zu Kinderarbeit führt. Ein Bericht des Deutschlandfunks aus dem Jahr 2020 verdeutlicht das Missverhältnis zwischen Schokoladenpreis und dem Anteil, der bei den Erzeugern ankommt: Lediglich sechs Prozent vom Verkaufswert jeder Tafel Schokolade erreichen die Kakaobauern:

“Nur jeder zehnte Bauer in der Elfenbeinküste kann sich Dünger leisten, und vielen fehlt in der Erntesaison das Geld, um Arbeiter zu bezahlen.”

Kakao ist mit Abstand das wichtigste Exportprodukt der Elfenbeinküste. Trotz eines Handelsbilanzüberschusses im Jahr 2024 sind die Auswirkungen des französischen Kolonialpaktes weiterhin spürbar. Erträge fließen jährlich nach Frankreich und unterstützen dort den Haushalt.

Die Kakaopreise sind nach inflationsbereinigter Rechnung seit den frühen 1980er Jahren um 40 Prozent gefallen, was auf größere Ernten und die Dominanz einiger weniger Konzerne zurückzuführen ist. Hinzu kommt, dass die profitablere Verarbeitung und Vermarktung von Schokolade oft nicht in Afrika, sondern anderswo stattfindet:

“Inflationsbereinigt ist der Kakao-Preis seit Anfang der 1980er Jahre um 40 Prozent gesunken – wegen der höheren Ernte und der Marktmacht weniger Konzerne. Außerdem findet die Veredelung und Vermarktung der Schokolade, mit der sich vor allem Geld verdienen lässt, kaum in Afrika statt.”

In den vergangenen Jahren hat die Inflation in Westafrika, verschärft durch die Corona-Krise und westliche Sanktionen gegen Russland, die Kosten für Treibstoff und Dünger in die Höhe getrieben. Das hat wiederum zu einer geringeren Anbauaktivität geführt, was sich in Versorgungsengpässen widerspiegelt. In Westafrika ist diese Auswirkung noch stärker zu spüren.

Die Problematiken, die vor allem Länder des Globalen Südens betreffen, sind in Europa oftmals als Folgen des Klimawandels erklärt worden.

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