Von Armin Schmitt
Die humanitäre Lage der Menschen in Gaza spitzt sich wegen der Angriffe durch Israel seit Wochen dramatisch zu. Die US-Regierung hatte kürzlich angekündigt, angesichts der humanitären Notlage in Gaza einen temporären Hafen einrichten zu wollen, um Lebensmittel, Wasser und Medikamente in das Kriegsgebiet zu bringen. Der einzige Hafen im Gebiet von Gaza-Stadt ist zerstört. Laut einem Sprecher des US-Verteidigungsministeriums werde es etwa 60 Tage dauern, bis der temporäre Hafen voll einsatzfähig ist. Nach seiner Fertigstellung könne er 24 Stunden am Tag genutzt werden.
Nach dem Plan des Pentagons soll das US-Militär eine große schwimmende Plattform vor der Küste Gazas bauen, an der Frachtschiffe Hilfscontainer entladen können. Von dort sollen Marineschiffe die Güter zu einem schwimmenden Damm bringen, der etwa 550 Meter lang ist, zwei Fahrspuren hat und am Strand von Gaza verankert wird.
Jedoch entstehen immer wieder Zweifel an den Absichten der USA bezüglich des Aufbaus eines temporären Hafens in Gaza und die Mission wirft insgesamt viele Fragen auf. Rund 1.000 US-Soldaten werden an dem Einsatz beteiligt sein, sowohl von der Armee als auch der Marine. Es bleibt unklar, wie die Sicherheit der US-Truppen gewährleistet und eine schleichende, durch Vorfälle erzwungene Ausweitung des Einsatzes im Kriegsgebiet abgewendet werden kann. Eine wichtige Frage ist, von wem am Ende die Hilfsgüter an Land gebracht werden.
Das Wall Street Journal berichtete am Sonntag, dass die Regierung in Gesprächen mit privaten Firmen sei. Ein Auftragnehmer, der dabei genannt wird, ist Fog Bow, eine Firma, die ausschließlich von ehemaligen US-Militärs und Geheimdienstlern geführt wird. Fog Bow ist wiederum verbunden mit Militärberatungsfirmen, die “Geheimdienst- und Spezialeinheiten auf aktuelle und künftige irreguläre Kriegseinsätze” vorbereiten. Vor diesem Hintergrund könnten US-Hilfslieferungen vom Meer aus ein verdeckter Einstieg in den Gaza-Krieg sein.
In einem Gespräch mit Al Jazeera betonte kürzlich der Direktor für Außenbeziehungen und Kommunikation des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge (UNRWA), dass die bestehenden Landübergänge nach Gaza “schneller und sicherer” seien als die Einrichtung eines Seekorridors oder Hilfslieferungen aus der Luft. Dabei ist allerdings zu beobachten, dass die USA sich keine Mühe machen, die Hilfslieferungen auf dem Landweg auszuweiten und vorzugsweise die Hilfsgüter aus der Luft oder zu Wasser abwickeln. Diesbezüglich haben auch internationale Hilfsorganisationen große Vorbehalte. Ihre Sorge ist, dass die Lieferungen zu Wasser und aus der Luft den Druck von der israelischen Regierung nehmen könnten, mehr Lkw mit Hilfsgütern in den Gazastreifen zu lassen.
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