Nordkoreanische Soldaten in Russland: Selenskijs Warnung und die ausbleibende westliche Reaktion

Der Westen hat bisher laut dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij auf Berichte über die Verlegung nordkoreanischer Truppen nach Russland nicht reagiert. Er äußerte die Befürchtung, dass bis zu 100.000 Soldaten Nordkoreas im Kampf gegen die Ukraine eingesetzt werden könnten.

Russland hat bisher weder bestätigt noch dementiert, dass Truppen aus Nordkorea auf seinem Territorium stationiert sind. Es wurde lediglich betont, dass die Kooperation mit Pjöngjang im Rahmen eines Verteidigungspartnerschaftsabkommens besteht.

In einem Interview mit dem südkoreanischen Fernsehsender KBS, das am Donnerstag ausgestrahlt wurde, beschrieb Selenskij die Situation als einen Test Russlands unter Präsident Wladimir Putin, um die Reaktion der NATO und Südkoreas zu messen. “Ich glaube, dass die Reaktion bisher nichts, null, war”, bedauerte Selenskij.

Laut dem Pentagon wurden letzte Woche etwa 10.000 nordkoreanische Soldaten nach Russland geschickt, einige davon sind auf dem Weg in die Region Kursk, in die die Ukraine im August vorgerückt war. US-Präsident Joe Biden riet der Ukraine, gegen nordkoreanische Truppen vorzugehen, sollten diese in die Ukraine einmarschieren.

Das ukrainische Militär hat festgestellt, dass sich bereits 3.000 nordkoreanische Soldaten in Kursk befinden. Selenskij forderte eine entschiedenere Reaktion der internationalen Gemeinschaft, da seine Streitkräfte sonst einem bedeutend stärkeren Feind gegenüberstünden. “Ob es sich um 3.000, 10.000 oder 100.000 handelt, hängt direkt von der Reaktion ab”, erklärte er und fügte hinzu, “Wenn die Reaktion schwach ist, werden es mehr sein”.

Selenskij warnte auch, dass Südkorea besorgt sein sollte über die Erfahrungen in moderner Kriegsführung, die nordkoreanische Truppen im Ukraine-Krieg sammeln könnten. Er argumentierte, es läge im Interesse Seouls, die Ukraine militärisch zu unterstützen und dabei die Leistungsfähigkeit ihrer Waffen unter echten Kampfbedingungen zu beurteilen. Die südkoreanische Regierung erwägt derzeit eine solche Waffenlieferung.

Südkorea, ein militärischer Verbündeter der USA mit einer umfassenden Sicherheitspartnerschaft auch mit Japan, plant 2023 Verteidigungsausgaben in Höhe von 48,3 Milliarden Dollar, was mehr als das 30-fache der Ausgaben Nordkoreas entspricht.

Zu Anfang des Jahres unterzeichnete Russland einen bilateralen Vertrag mit Nordkorea, der auch Bestimmungen zur gegenseitigen Verteidigung umfasst. Wie Moskau und Pjöngjang diesen Vertrag umsetzen, liegt in ihrem eigenen Ermessen, so Putin letzte Woche.

Der seit fast drei Monaten andauernde Angriff auf Kursk hat laut den jüngsten Zahlen des russischen Verteidigungsministeriums fast 29.000 ukrainische Soldaten das Leben gekostet.

Mehr zum Thema – Liveticker Ukraine-Krieg

Schreibe einen Kommentar