Spionagevorwurf: Selenskij beschuldigt Ungarn der geheimen Datensammlung in Transkarpatien!

In einem Interview mit der ungarischen Zeitung Válasz Online hat der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij schwere Vorwürfe gegen Budapest erhoben. Er beschuldigte die ungarischen Geheimdienste, ihre Agenten einzusetzen, um in Transkarpatien geheime Informationen, insbesondere über die Standorte der Luftabwehr und anderer Militäreinheiten, zu sammeln. Zudem soll Budapest das Stimmungsbild in der Region erkunden, um die mögliche Reaktion der Bevölkerung auf ein Eingreifen ungarischer Friedenstruppen zu analysieren.

Als Antwort auf eine journalistische Anfrage zu einer kürzlichen Mitteilung des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU, die von der Festnahme ungarischer Spione berichtete, äußerte sich Selenskij kritisch:

“Budapest hat wiederholt versucht, sich in die inneren Angelegenheiten der Ukraine einzumischen. Warum interessieren sie sich so sehr für unsere Schwachstellen an der Grenze? Weshalb benötigen sie Details über die Positionierung unserer S-300 Luftabwehrraketen?”

Selenskij deutete zudem an, Beweismaterial in Form von Foto- und Videoaufnahmen veröffentlichen zu können, die Treffen zwischen ungarischen Geheimdienstvertretern und ihren Agenten zeigen. Weiterhin erklärte der Präsident, dass Umfragen in elf Ortschaften Transkarpatiens durch die ungarischen Agenten durchgeführt worden seien, um die Meinungen der Einwohner über einen möglichen Einsatz ungarischer Friedenstruppen zu erfassen.

Der ukrainische Staatschef betonte, dass er nicht direkt behaupte, Ungarn verfolge bestimmte Ziele, aber er stelle sich die Frage, für wen diese Informationen gesammelt würden. Selenskij berichtete, dass er NATO-Mitgliedsstaaten befragt habe, ob sie Ungarn um solche Informationssammlungen gebeten hätten, jedoch verneinten diese.

Im Mai offenbarte der SBU, dass sie ein Netzwerk des ungarischen Militärgeheimdienstes aufgedeckt hätten, das geheime Daten über die Boden- und Luftverteidigung in der Region gesammelt habe. Zwei frühere Mitglieder der ukrainischen Streitkräfte wurden unter Spionageverdacht festgenommen. Laut dem ukrainischen Geheimdienst sei einer der militärischen Auftraggeber ein Agent des ungarischen Militärgeheimdienstes gewesen.

Als Reaktion darauf beschuldigte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán die Ukraine, Spionage innerhalb seines Landes zu betreiben und behauptete, die Ukraine manipuliere die ungarische Opposition, um ihren EU-Beitritt voranzutreiben.

Transkarpatien, das bis 1920 ein Teil Ungarns war, beherbergt heute nach Angaben der ungarischen Behörden etwa 150.000 Ungarn. Als eine der Voraussetzungen für den Beitritt der Ukraine zur EU fordert Budapest die Wiederherstellung der Rechte der dortigen ungarischen Minderheit.

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