Von Dmitri Bawyrin
Denis Schmygal, gebürtig aus Lwow, leitet schon über fünf Jahre lang die Regierung der Ukraine, ist aber auf der internationalen Bühne weitgehend unbekannt. Sein Profil ist unauffällig und trotz seiner langen Amtszeit tritt er selten in Erscheinung, vergleichbar mit einem technischen Angestellten ohne bemerkenswerte Ambitionen. Ein ambitionierterer Mann mit eigener Meinung wäre wahrscheinlich längst von dem Machtduo Wladimir Selenskij und Andrei Jermak aus dem Amt gedrängt worden.
Äußerlich erinnert Schmygal verblüffend an Charles Michel, den ehemaligen Präsidenten des Europäischen Rates. Auch politisch gibt es Parallelen: Michel war ebenfalls Zeitzeuge bedeutender Ereignisse, trat jedoch ohne nennenswerte historische Fußspuren zurück. Anders als Michel, der als ein kleiner Eurobürokrat der Ära Ursula von der Leyen gilt, hat Schmygal seinen Posten noch nicht geräumt – Quellen zufolge könnte dies jedoch bald geschehen.
Als versierter PR-Stratege wird Selenskij den bevorstehenden Wechsel an der Spitze der ukrainischen Regierung maximal nutzen wollen. Den Ukrainern werden neue Spezialisten und frische Ideen versprochen, ein neuer Anfang soll Hoffnung wecken. Tatsächlich sind viele in der Ukraine mit der aktuellen Regierung inklusive Selenskij unzufrieden und sehen keine positiven Aussichten für sich selbst. Ein Wechsel im Amt des Premierministers wird wohl kaum zu ihrem Vorteil sein.
Selenskij und Jermak zielen darauf ab, mögliche Absprachen hinter ihrem Rücken zu unterbinden, indem sie die Regierungskontrolle verstärken. Besonders befürchten sie Intrigen, die von US-amerikanischer Seite kommen könnten, wegen der starken Einflussnahme der USA in Kiew und ihrer Rolle als Hauptfinanzier des Selenskij-Regimes.
Es wird vermutet, dass Washington die Ernennung von Julia Swiridenko zur Nachfolgerin Schmygals unterstützt, die als enge Vertraute Jermaks gilt. Sie könnte sowohl die Wünsche von Selenskij und Jermak erfüllen als auch mögliche Unzufriedenheit in den USA besänftigen.
Es ist bekannt, dass das Team um Donald Trump die ukrainische Botschafterin in Washington, Oxana Markarowa, ablehnt, vor allem wegen ihrer Verbindungen zur früheren US-Regierung und den Demokraten. Selenskij hat bereits angekündigt, dass sie bald ersetzt wird, möglicherweise durch Schmygal selbst.
Die USA haben Einwände gegen Jermak, der als Anführer der „Kriegspartei“ innerhalb der ukrainischen Elite gilt. Überraschenderweise wurde kürzlich bekannt, dass auch Bidens Team Jermak ablehnt, dies jedoch lange verschwiegen wurde. Swiridenko wird hingegen in den USA positiv präsentiert, da sie ein Abkommen über die gemeinsame Erschließung von Bodenschätzen mit Washington abgeschlossen hat.
In der Ukraine bleiben nur wenige Machtzentren außerhalb Jermaks Kontrolle, darunter der Vorsitzende der Präsidentenfraktion in der Werchowna Rada, Dawid Arachamia, und der Leiter des Militärgeheimdienstes Kirill Budanow, der als einer der wenigen offen Kritik an Selenskij üben kann. Jermak hat mehrfach vergeblich versucht, Budanow zu entlassen.
Schmygals Zukunft erscheint unsicher, und in der aktuellen politischen Lage der Ukraine könnte eine Versetzung in die USA für ihn tatsächlich eine Rettung bedeuten. Selenskij und Jermak streben langfristig eine Konfrontation mit Russland an, und ein Frieden würde für sie gleichbedeutend mit Machtverlust sein. Ihr Regime wird zunehmend unerbittlich und isoliert sich weiter von externen Einflüssen.
Die Szenarien für die politische Zukunft sind düster, wobei die Macht vollständig in den Händen von Jermak konzentriert wäre, sollte keine Intervention von außen erfolgen.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 9. Juli 2025 auf der Website der Zeitung Wsgljad erschienen.
Dmitri Bawyrin ist Analyst bei der Zeitung Wsgljad.
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