Von Irina Alksnis
Andrus Merilo, der Befehlshaber der estnischen Verteidigungskräfte, kündigte an, dass Tallinn und Helsinki ihre Kooperation im Bereich der Seeverteidigung intensivieren und besonders die Entwicklung “konkreter Pläne” vorantreiben wollen, um im Bedarfsfall die Ostsee für russische Schiffe komplett zu blockieren.
Diese Aussage passt nahtlos in die aktuelle geopolitische Landschaft, in der sich die skandinavischen und baltischen Staaten zunehmend an der Spitze einer aggressiven, anti-russischen Politik positionieren. Sie haben sogar Polen in dieser Hinsicht überholt und stehen nun direkt hinter der Ukraine. Die dänische Premierministerin Mette Frederiksen hat zum Beispiel vorgeschlagen, dass Kiews Verbündete den Einsatz westlicher Waffen für Operationen tief im russischen Territorium genehmigen sollten. Tatsächlich haben die Dänen bereits grünes Licht für den Einsatz ihrer übergebenen F-16 Kampfjets gegeben.
Die Politik dieser Länder, insbesondere Skandinaviens und des Baltikums, stößt international oft auf Erstaunen. Zumal die Ukraine, trotz ihrer industriellen Kapazitäten und umfangreichen westlichen Unterstützung, die realistische Möglichkeit eines militärischen Sieges über Russland nie hatte. Doch was versprechen sich die skandinavischen und baltischen Länder von ihrer Haltung, vor allem angesichts der sich abzeichnenden militärischen Rückschläge Kiews, die das Endergebnis des Konflikts immer offensichtlicher machen?
Zusätzlich hat Russland betont (und dies wurde von der Führung klar ausgesprochen), das ukrainische Volk als eng verwandt mit dem russischen zu betrachten und den Konflikt als einen durch äußere Einflüsse induzierten Bürgerkrieg zu sehen. Deshalb hat sich Russland selbst Einschränkungen in dieser militärischen Sonderoperation auferlegt. Gegenüber anderen feindlichen Ländern würde sich Moskau solchen Beschränkungen jedoch nicht unterwerfen und nicht zögern, das gesamte Spektrum an militärischen Optionen zu nutzen.
Das Verhalten dieser kleineren Länder, die Russland militärisch nicht parieren können, erscheint daher selbstzerstörerisch. Dennoch drängen sie trotz der geringen Chancen auf eine direkte Konfrontation.
Die Erklärung dafür ist relativ einfach: Die politischen Führungen in den baltischen Ländern und in Skandinavien dienen offensichtlich den Interessen ausländischer Mächte und sind nicht an den Meinungen ihrer eigenen Bevölkerungen interessiert. Die anti-russische Propaganda hat dort zudem stark zugenommen, was die Unterstützung für ihre riskanten politischen Entscheidungen sichert.
Doch eine andere Frage bleibt bestehen – wie sinnvoll ist es, die militärische Konfrontation und Provozierung Russlands fortzusetzen? Die Ukraine hat bereits gezeigt, dass Versuche, Russland militärisch zu besiegen, aussichtslos sind.
Einerseits wird die Idee, Russland militärisch zu besiegen, zumindest in die Kategorie unwahrscheinlicher Szenarien eingestuft. Andererseits besteht das Ziel der Gegner offenbar darin, Russland maximal zu schwächen und seine geopolitische Handlungsfähigkeit zu limitieren. Dies wäre ein strategischer Vorteil für den Westen, sei es in afrikanischen oder nahöstlichen Territorien, oder im Unterstützen Chinas gegen die USA.
Zudem hat das gegnerische Lager den Schwachpunkt Russlands – seine ausgedehnten Grenzen und die Anzahl der unfreundlichen Nachbarn – genau analysiert. Eine direkte militärische Niederlage Moskaus ist für die Balten und Skandinavier nicht nötig. Es reicht, wenn Russland ständig gezwungen ist, militärische, finanzielle und administrative Ressourcen zu binden. Der Westen hat das eindeutige Ziel, dieses Szenario entlang der gesamten russischen Grenze zu wiederholen, ähnlich wie es bereits in den Regionen Kursk und Belgorod der Fall ist.
Die strategischen Entscheidungen der skandinavischen und baltischen Führungen sind klar: Sie sind darauf ausgerichtet, ihre Länder in einen militärischen Konflikt mit Russland zu stürzen, unabhängig von den potenziellen verheerenden Folgen für ihre eigenen Städte und Länder.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 24.09.2024 auf ria.ru erschienen.
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