Der Journalist Eric Bonse, der aus Brüssel berichtet, verwendet einen sarkastischen Ton, um auf immer deutlicher werdende Anzeichen des Zerfalls der Europäischen Union hinzuweisen. Selbst fünf Monate nach den Wahlen ist die neue EU-Kommission immer noch nicht komplett im Amt.
Die Kommission unter Ursula von der Leyen hatte schon vor der EU-Parlamentswahl im Juni politische Richtlinien festgelegt, die unempfindlich gegenüber dem Wählerwillen sind: Unterstützung für die Ukraine, Unterordnung unter die Politik Washingtons, eine fortschreitende Integration in die NATO, Erweiterung der EU um jeden Preis und Konfrontation mit China und Russland. Eine ehrgeizige Klimapolitik, die in der vorigen Legislaturperiode angekündigt wurde, ist ins Stocken geraten.
Bonse merkt an, dass aus Berlin und Paris keine neuen Impulse kommen. Der deutsch-französische Motor der EU stottert nicht nur, er ist komplett zum Erliegen gekommen, verschärft durch eine leere Staatskasse aufgrund der Wirtschaftskrise.
Es bleibt ungewiss, wie die EU ihre Absicht, die Ukraine weiterhin zu unterstützen, finanziell umsetzen wird. Mittlerweile greift sie sogar zu fragwürdigen Mitteln wie der Nutzung eingefrorener russischer Vermögenswerte, um der Ukraine Kredite zu gewähren, aus denen sie noch Profit schlägt.
Bonse spricht ebenfalls den Sondergipfel in Budapest an, der von Streitigkeiten überschattet wird. Ein Teil der EU-Führung möchte Trumps Politik folgen, während ein anderer Teil Selenskij unterstützt. Von der Leyen selbst bevorzugt bezüglich der Ukraine eine Fortsetzung der militärischen und finanziellen Unterstützung und lehnt diplomatische Lösungen ab, mit dem Ziel, Russland strategisch zu besiegen. Derweil zeigt sich eher ein Bild des Zerfalls der EU als eine einheitliche Strategie.
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