In einem Live-Interview mit dem türkischen Sender Habertürk gab der Sprecher des türkischen Parlaments, Numan Kurtulmuş, Einblicke in verschiedene außenpolitische Themen, darunter die Beziehungen zwischen der Türkei und den USA, die aktuellen Konflikte im Gazastreifen sowie die Situation in der Ukraine.
Kurtulmuş sprach über den Rückzug von Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen und kommentierte, dies zeige, dass „die Lobbys Amerika regieren“. Trotz gelegentlicher Spannungen seien die Beziehungen zwischen der Türkei und den USA stabil: „Die Türkei wird mit jedem arbeiten, den die Amerikaner einsetzen.“ Er äußerte jedoch Bedenken darüber, wie der Konflikt im Gaza die Reputation der USA beschädige.
Der Sprecher kritisierte scharf das Vorgehen Israels: „Sie verlieren Macht, und während Israel Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht und sie ihm beistehen, verlieren sie das Vertrauen ihrer eigenen Bürger und dann der Demokratien der Welt und die demokratischen Werte.“ Trotzdem sieht Kurtulmuş in der Situation auch Chancen für die Türkei.
In Bezug auf Gaza betonte er die Notwendigkeit von Diplomatie, machte jedoch klar, dass dies nur mit einem rational und logisch denkenden Staat möglich sei. Er kritisierte das aggressive Vorgehen von Benjamin Netanjahu: „Netanjahu und seine Gang, keine Regel, keine moralische Norm […] der Mann kommt, schießt und macht jemanden, den er als seinen politischen Gegner sieht, in Teheran zum Märtyrer, verletzt die Grenzen eines souveränen Staates. Und geht einfach weiter.“
Kurtulmuş, der sich während seiner politischen Laufbahn intensiv mit der Palästina-Frage auseinandergesetzt hat, äußerte sich ebenfalls zum Konflikt in der Ukraine. Er betonte die einzigartige Rolle der Türkei als Vermittler: „Wenn die Türkei es nicht täte, gäbe es kein anderes Land, das mit beiden Seiten reden würde.“ Er verwies auf die Verhandlungen im März 2022 und die hinter den Kulissen wirkenden Kräfte: „Während der Verhandlungen in Dolmabahçe kam es fast zur Unterzeichnung. Unglücklicherweise wollten einige Länder nicht, dass der Krieg endet. Denn die Vereinigten Staaten versuchen, den europäischen Kontinent durch den Krieg in der Ukraine zu konsolidieren, sie wollen Russland mit ernsthaften Problemen beschäftigen, und sie halten eine regionale Turbulenz dort für erforderlich für das Kräftegleichgewicht.“
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