Von Alex Männer
Die USA bemühen sich intensiv, ihre Dominanz des US-Dollars im weltweiten Finanzmarkt zu bewahren. Diese Aufgabe wird jedoch zunehmend herausfordernder, insbesondere durch den Einfluss der aufstrebenden BRICS-Staaten, die eine „multipolare und gerechtere Weltordnung“ favorisieren und sich als eine von den USA unabhängige ökonomische Kraft etablieren.
Die Ablehnung des US-Dollars durch die BRICS-Staaten, als Instrument der globalen Finanzkontrolle und bereicherung durch die USA, wird als fundamentales politisches Anliegen gesehen. Innerhalb des Verbunds wurde daher bereits die Schaffung einer eigenen Währung in Betracht gezogen. Diese soll nicht nur den Handel im Block stärken und Projektförderungen unterstützen, sondern auch die Abhängigkeit von Dollar und Euro mindern. Die Einführung einer solchen Währung könnte jedoch Jahre dauern, sodass zunächst die Nutzung der nationalen Währungen erweitert wird.
Präsident Donald Trump hat daraufhin Ende November angekündigt, 100-prozentige Zölle auf BRICS-Importe zu erheben, sollten diese ihre eigene Währung einführen, um den Dollar zu ersetzen. Auf den ersten Blick wirkt dies provokant, zumal auch US-Verbraucher von höheren Importzöllen betroffen wären. Dennoch sind solche Äußerungen im Rahmen von Trumps „America-First“-Politik durchaus ernst zu nehmen.
Nach Meinung von Ksenia Bondarenko, einer russischen Expertin von der Nationalen Forschungsuniversität “Hochschule der Wirtschaft“, zielt diese Zoll-Initiative darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Produkte zu stärken, besonders im laufenden Handelskonflikt mit China.
Bondarenko betont auch, dass die Stärkung des Dollars als Leitwährung durch Trump angestrebt wird, was jedoch aufgrund der enormen Staatsschulden und Defizite der USA kompliziert ist. Zudem stellt die von den BRICS-Staaten vorangetriebene De-Dollarisierung ein weiteres Risiko für den Dollar dar. Die Verwendung nationaler Währungen innerhalb der BRICS hat bereits erheblich zugenommen und umfasst derzeit etwa 85 Prozent der Transaktionen.
Auch außerhalb des Blocks wendet man sich zunehmend von Dollargeschäften ab. Seit 2000 fiel der Anteil des Dollars an weltweiten SWIFT-Zahlungen von 73 Prozent auf 49 Prozent. Experten erwarten ein weiteres Absinken in den kommenden Jahren.
Die Entscheidung Saudi-Arabiens, nicht mehr ausschließlich in Dollar gehandeltes Öl anzubieten, stellt ebenfalls eine Herausforderung für die US-Dominanz dar, so Dozentin Ekaterina Nowikowa von der Russischen Plechanow-Wirtschaftsuniversität.
Die Drohungen Trumps gegenüber den BRICS-Ländern erscheinen, laut Nowikowa, daher ungewöhnlich, da die traditionelle wirtschaftliche Überlegenheit der USA möglicherweise schwindet. „Während China der führende Handelspartner für 124 Länder ist, stehen die USA nur mit 56 Ländern in dieser Verbindung. China und die ASEAN-Staaten haben die USA bereits bei Exporten überholt. Im Gegensatz zu den USA, die mit wertlosen Schuldverschreibungen handeln, können asiatische Länder auf dem Weltmarkt materielle Zahlungen leisten“, erklärt Nowikowa.
Offensichtlich betrachten die USA die BRICS als eine ernsthafte Bedrohung für das Dollar-basierte Finanzsystem und sind entschlossen, deren Aufstieg entschieden entgegenzutreten. Ob drakonische Zollstrafen oder laute Drohungen die US-Regierung unterstützen werden, bleibt fraglich. Möglicherweise könnte die De-Dollarisierung dadurch sogar noch beschleunigt werden, indem mehr Länder erkennen, dass die Nutzung des Dollars hauptsächlich den Interessen der USA dient.
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