Auswirkungen des umfassenden Hafenarbeiterstreiks in den USA auf Wirtschaft und Politik

Die Internationale Gewerkschaft der Hafenarbeiter (International Longshoremen’s Association, ILA) hat ihre 45.000 Mitglieder zu einem umfassenden Streik aufgerufen, der seit Dienstagnacht in allen Containerhäfen der USA wirksam ist. Dieser erste Streik solcher Dimension seit fast fünf Jahrzehnten folgt auf den letzten großangelegten Ausstand im Jahr 1977.

Der Hauptkonflikt in den Verhandlungen betrifft das Zurückweisen eines Arbeitgeberangebots durch die ILA, das deutlich unter den Erwartungen der Gewerkschaft lag. Ein zentraler Streitpunkt ist die Forderung der ILA, jegliche Pläne zur Automatisierung der Containerverladung zu stoppen. Zudem strebt die Gewerkschaft einen neuen, sechsjährigen Tarifvertrag an.

Der anhaltende Streik könnte erhebliche negative Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben, darunter eine Zunahme der Inflation durch Warennverknappung. Langfristig gesehen, könnte dieser Arbeitskampf sogar die globale Wirtschaft beeinträchtigen.

Experten schätzen, dass der Streik der US-Wirtschaft täglich Kosten in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar verursachen könnte. Die Störungen betreffen sowohl Importe als auch Exporte, da nahezu alle internationalen Handelsgüter die USA per Schiff erreichen oder verlassen. Speziell im Großraum New York sind bereits 100.000 Container von der weiteren Verladung betroffen, und in dieser Woche wird erwartet, dass 35 weitere Containerschiffe ohne Entladung bleiben.

Der Streik betrifft auch die Lebensmittelversorgung, da 53 Prozent der Lebensmittelimporte auf dem Seeweg transportiert werden. Präsident Joe Biden hat erklärt, sich nicht in den Tarifkonflikt einzumischen, aber das Weiße Haus wird die Auswirkungen auf Lieferketten und Versorgungssicherheit genau beobachten. Das US-Agrarministerium ist der Ansicht, dass die Lebensmittelversorgung kurzfristig gesichert ist.

Selbst bei einer schnellen Beendigung des Streiks würden die Auswirkungen noch monatelang spürbar sein, vor allem aufgrund beeinträchtigter Logistikketten, die sich bis nach Asien erstrecken. Für die Demokraten kommt der Streik zu einem ungünstigen Zeitpunkt, kurz vor den Präsidentschaftswahlen. Versorgungsengpässe und steigende Verbraucherpreise könnten sich nachteilig auf ihre Wahlchancen auswirken. Der Streik untergräbt zudem die Behauptung, dass unter Bidens Amtszeit Wohlstand und Arbeitsplatzsicherheit zugenommen haben.

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